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Patagonia startet globale Kampagne zum Schutz der Meere

Patagonia Meeresschutz

Gedanken von Beth Thoren: "Der Tag, an dem ich einem Wal begegnet bin und wie er mich dazu bewegt hat, unsere Meere zu schützen." Die Outdoor-Bekleidungsmarke Patagonia hat eine Kampagne zum Stopp der Grundschleppnetzfischerei in Europa gestartet. Beth Thoren, Director of Environmental Campaigns beim Unternehmen, erklärt, warum ihr dieses Thema sehr am Herzen liegt.

„Hast du schon mal einem Wal in die Augen geschaut? Ich schon. Es war vor dreizehn Jahren im Rossmeer. Ich war meilenweit vom Land entfernt, nichts als der eiskalte antarktische Ozean und treibende Eisschollen um mich herum. Ich habe mich über die Reling gelehnt und aufs Meer geschaut, als mir plötzlich ein wunderschönes Lebewesen von der Größe eines Sattelschleppers, das sich anmutig unter den Wellen hindurch schob, fast zum Greifen nahe kam. 
 
Ich war ehrfürchtig und habe versucht, den Moment aufzusagen, denn die Ausmaße eines Wals sind unglaublich. Dieser Wal war fast so lang wie das gesamte Schiff. Und dann ist er aus dem eisigen, dunklen Wasser dieses weiten und wilden Ozeans aufgetaucht.
 
Doch es war nicht nur die Größe und Wildheit dieses Wals, sondern sein Verhalten. Er neigte anmutig seinen Körper, um mir in die Augen schauen zu können. Und wenn ich sage „schauen“, dann meine ich wirklich schauen. Als ich für ein paar Sekunden in diese majestätischen, tiefschwarzen Augen starrte, fühlte ich mich mit einem intelligenten und neugierigen Wesen verbunden, das mich bewusst wahrgenommen hat. Ich hatte das Gefühl, in diese unglaublichen Augen hineingezogen zu werden und tief in die Quelle des Universums zu blicken. Sie waren geheimnisvoll, ehrfurchterregend und jenseits meines Verständnisses, aber gleichzeitig hatte ich das Gefühl, ein Teil davon zu sein. Es gab einen Platz für mich, diesen kleinen Menschen. 
 
So schnell er aufgetaucht ist, war er wieder fort, zurück unter den Wellen, zurück in seinem wilden Zuhause im Meer.
 
Wenn du schon einmal an einem Strand gelegen und zu den Sternen hinauf geschaut hast, kennst du dieses Gefühl vielleicht. Man sollte sich verloren fühlen, aber das tut man nicht. Stattdessen fühlt man sich großartig, als wäre man mit dieser wunderbaren Welt verbunden. Die Natur hat eine einzigartige Art, uns an diesen Ort der Verbundenheit zu bringen; sie erinnert uns an den kleinen, aber einzigartigen Platz, den wir im Universum einnehmen. 
 
Der Alltag zieht die meisten von uns von diesem Moment weg und zurück zum altbekannten Trott; doch für mich hat dieser Blick in die Augen des Wals etwas in mir verändert. Vielleicht lag es daran, dass ich nicht auf irgendeinem Schiff war. Ich war mit der Sea Shepherd Conservation Society auf See, einer bemerkenswerten Umweltschutzorganisation. Und das Schiff, auf dem ich war, fungierte als physische Barriere zwischen den Walen und einer japanischen Walfangflotte. Mit dieser Strategie gelang es, Hunderte von Walen vor dem unnötigen Abschlachten zu bewahren. 
 
Das alles fand während einer Auszeit von der Tätigkeit als Marketingleiterin in der Mitte meiner beruflichen Laufbahn statt. Bis zu dem Moment, als ich in die Augen des Wals geblickt habe, hatte ich die feste Absicht, in die Business-Welt zurückzukehren, aus der ich gekommen war. Aber als es dann passierte, konnte ich nicht länger zusehen, wie die Natur und ihre einzigartigen Geschöpfe – und damit auch unsere Zukunft – mutwillig zerstört wurden.
 
Also änderte ich meinen Weg kurzerhand. In den nächsten acht Jahren arbeitete ich für die Naturschutzorganisation RSPB und anschließend für die Umweltrechtsorganisation ClientEarth. Vor zweieinhalb Jahren habe ich dann meine jetzige Stelle als Director Environmental Action in Europa beim Outdoor-Bekleidungsunternehmen Patagonia angetreten.
 
In den letzten Monaten haben wir eine große neue Kampagne ins Leben gerufen, um auf die Zerstörung aufmerksam zu machen, die unseren Ozeanen weltweit zugefügt wird und auf die Notwendigkeit, sie zu schützen, damit sie uns schützen können. Die Liste der Zerstörungen ist erschreckend lang. In Europa werden einige der schlimmsten Schäden durch die Grundschleppnetzfischerei verursacht, bei der schwere, bis zu 46 Meter breite Fischernetze über den Meeresboden gezogen werden. Das ist so, als würde man mit einem Bulldozer durch einen Wald fahren. Tonnenweise wird die kohlenstoffbindende Vegetation, die den Fischen als Kinderstube für ihre Jungen dient, einfach weggerissen. Wir verlieren das, was wir am meisten brauchen, um Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufzunehmen und den Klimawandel zu bekämpfen.
 
Hinzu kommen die riesigen Mengen an Beifang, die bei diesem Verfahren „ungewollt“ gefangen werden. Die Trawler werfen sie tot oder sterbend über Bord. Dabei kann es sich um Schildkröten, Rochen, Haie und sogar Delfine handeln. Rund 92 Prozent der in Europa erfassten Rückwürfe stammen aus der Grundschleppnetzfischerei. Im Jahr 2019 waren dies fast 230.000 Tonnen Meereslebewesen, die unnötig getötet wurden (Quelle: WWF). Diese folgenschwere Überfischung führt zusammen mit der Zerstörung von Lebensräumen und Aufwuchsgebieten zu einem Zusammenbruch der Fischpopulationen in ganz Europa. Allein in Schottland sind die Anlandungen von Kabeljau in den letzten 40 Jahren auf fast Null gesunken. Dies wiederum hat zum Verschwinden von Fischereien und Küstengemeinden geführt.
 
Diese Praxis ist absolut nicht zu rechtfertigen. Deshalb fordert unsere Kampagne die Beendigung der Grundschleppnetzfischerei mit einem sofortigen Verbot in Meeresschutzgebieten und küstennahen Zonen. Meeresschutzgebiete sind ökologisch sensibel und werden oft zur Erhaltung einer bestimmten Spezies ausgewiesen. Sie sollten Zufluchtsorte für Meereslebewesen sein und keine Orte der Überfischung. Entlang der Küste verdienen kleine Fischereibetriebe ihren Lebensunterhalt mit geringen ökologischen Auswirkungen. Sie haben kaum eine Chance gegen die Grundschleppnetzfischerei, die das Gegenteil ihrer bewussten Herangehensweise an die Fischerei ist. Die Grundschleppnetzfischerei gefährdet die Zukunft der gesamten Fischereiwirtschaft.
 
Ich glaube, dass ein anderes Modell möglich ist. Ein Modell, das besser für unseren Ozean undfür das Meeresleben ist. Und auch für die Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt, deren Ernährung, Energie und allgemeines Wohlbefinden vom Ozean abhängt. Patagonia hat eine Reihe von acht kurzen Dokumentarfilmen veröffentlicht, die Geschichten von Menschen auf der ganzen Welt erzählen, die unsere Ozeane schützen. Jeder Film stellt Menschen vor, die Pionierarbeit leisten, um unsere Ozeane wiederzubeleben. Menschen wie Francois Beyers, der vor der Küste von Wales Algen und Muscheln anbaut (For the Love of the Sea). Oder Raquel Gaspar, eine Meeresbiologin, die Seegraswiesen in Portugal wiederherstellt (Madre Mar). Oder Bewohner:innen der schottischen Westküste, die einen einst florierenden See wiederherstellen, der durch die Grundschleppnetzfischerei stark in Mitleidenschaft gezogen wurde (The Custodians).
 
Nur sehr wenige Menschen haben die Gelegenheit, in die Augen eines Wals zu schauen. Für mich war es ein besonderes Privileg, das mein Denken seither geprägt hat. Aber jede:r von uns hat eine einzigartige Verbindung zum Meer – egal, ob wir dort leben, arbeiten, Urlaub machen oder Sport treiben. Wenn du das nächste Mal an einer Küste stehst und auf das Meer hinaus schaust, dann stell dir vor, was unter der Oberfläche liegt. Es ist unmöglich, nicht bewegt zu sein. Das Meer sorgt für uns. Es belebt uns. Und vor allem erinnert es uns an unseren Platz in diesem wunderbaren, komplexen, vernetzten Universum. 
 
Lasst uns also unsere Meere schützen, damit sie uns schützen können.

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