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Lucas Braathen gibt überraschend seinen Rücktritt bekannt

Die absolut unerwartete Rücktrittserklärung des norwegischen Skistars Lucas Braathen schlug ein wie eine Bombe in den internationalen Skizirkus und seine zweifelhaften Methoden. Schuld an Braathens Rücktritt und der ganzen Misere ist der norwegische Skiverband, der nach Ansicht von Braathen den Athleten ihre Rechte vorbehält und sie ihrer Freiheit beraubt.

Noch einen Tag zuvor gab er mit dem Österreichischen Slalomrennfahrer Manuel Feller ein Interview zu ihm als Typ Skifahrer im Unterschied zu Manuel. Man wäre nie auf die Idee gekommen, das etwas nicht stimmen würde, doch in Wahrheit brodelt es schon lange unter der Oberfläche. In einem ausführlichen Statement erklärte Lucas Braathen, was ihn zu diesem doch massiven Lebenseinschnitt bewogen hat, von einem auf den anderen Tag, das erfolgreiche Leben als Skirennfahrer aufzugeben. Dahinter steht ein elementarer Streit um die Rechte und Freiheit der Athleten bei der Zusammenarbeit mit dem norwegischen Skiverband, die von diesem angeblich genommen und beschränkt werden.

Jahrelanger Streit mit dem norwegischen Skiverband
Seit drei Jahren kämpft Lucas Braathen mit dem Verband um seine Rechte als Athlet, seine Markenrechte, seine Bildrechte und seine Freiheit. Anlass gab ein kürzlicher Videoshoot für die Modemarke J. Lindberg, mit der Braathen zusammenarbeitet. Der norwegische Skiverband intervenierte und drohte mit Busse, da dieser selbst von der Marke Helly Hansen gesponsert wird. Doch die Geschichte geht viel weiter zurück. Vor rund drei Jahren begann der Streit um die Thematik der Rechte und Freiheiten der Athleten, die vom Verband beschnitten werden. Der Verband will darüber verfügen und tut dies per Vertrag. Gemäss Braathen stellt sich der Verband auf den Standpunkt „Wir besitzen alle Rechte, wir besitzen alles, und wir nutzen sie, wie wir wollen“ – quasi ohne Rücksicht auf Verluste. Der Athlet verliert dabei seine Freiheit, denn der Athlet kann nicht selbst darüber entscheiden, wie er seine Rechte vertreten will, mit wem er zusammenarbeiten will, usw.

Rechtskommission des norwegischen Skiverbands anerkannte Braathens Standpunkt, doch der Skiverband ignoriert dies
Lucas Braathen suchte sich mit seinem Vater und seinen Teamkollegen an seiner Seite einen Anwalt, um um seine Rechte zu kämpfen, so erzählt er in seinem ausführlichen Statement. Die Athleten und der Skiverband vereinbarten eine Untersuchung, doch nach 16 Monaten wurde seitens des Verbandes nichts gelernt, sondern der Vertrag wurde noch strenger und restriktiver. Sie gelangten mit dem Fall an die Rechtskommission des norwegischen Skiverbandes. Im November 2022 kam der Bericht zurück und die Rechtskommission bestätigte Braathens Ansicht und gab ihm Recht. Die Rechtskommission anerkannte, dass es die Athleten sind, welche die Bildrechte besitzen und die Lizenz, um solche zu verteilen. Dies müsse im nächsten Vertrag berücksichtigt werden. Doch der Verband lehnte es ab, diese Rechte anzuerkennen und in den Vertrag aufzunehmen. Nach drei Jahren sei er erschöpft von diesem Prozess, meinte er zu den Medien, und realisiert, dass er einen Verband vertritt, der die Rechte der Athleten nicht respektiert.

Ohne Freiheit kann man nicht glücklich sein
Sein Ziel war es immer, so glücklich wie möglich zu sein. Und so hält er es auch mit dem Skisport. „Ich tue es, so lange es mich glücklich macht“. Meine Freiheit macht mich glücklich. Doch diese Freiheit wurde ihm vom norwegischen Skiverband genommen, der den Athleten bevormundet und in seinen Entscheidungen einschränkt. Davon hat er genug. Die Respektlosigkeit und die Ignoranz eines offensichtlich rücksichtslosen und herrisch denkenden norwegischen Skiverbandes haben Braathen die Freude am Skisport genommen. Mit dem heutigen Schlussstrich ist er plötzlich wieder frei.

Nicht der erste Fall eines Karriere-Outs
Lucas Braathen ist nicht der einzige Fall, der aufzeigt, wie Athleten und der Herrschaft der Sportverbände leiden. Ein bekannter Fall ist auch das Ausscheiden der schwedischen Mountainbike-Rennfahrerin Jenny Rissveds aus dem Mountainbike-Sport vor einigen Jahren. Jenny Rissveds kam in die Zange zwischen dem schwedischen Radsportverband, welcher nur gewisse Sponsoren tolerierte, welche Rissveds angeblich promoten durfte, und ihrem damaligen Mountainbike-Rennteam Scott Odlo, das wiederum auf der Promotion ihrer Sponsoren behaarte. Die jungen Menschen werden unverhältnismässig angegangen und nicht nachvollziehbar in ihrer Persönlichkeit und Freiheit eingeschränkt. Jenny Rissveds wurde depressiv und zog sich aus dem Sport zurück. Es brauchte einige Zeit, bis sie sich erholt hatte und wieder mit neuem, eigenen Team zurück in den Mountainbikesport kehrte.

Skiverband Übeltäter?
Wir haben mit dem norwegischen Skiverband nicht gesprochen und kennen seine Sicht der Dinge nicht, sondern nur Braathens Aussage. Doch die Darstellung Braathens zeichnet ein sehr düsteres Bild eines herrschsüchtigen Verbandes, der ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse und Rechte der Athleten handeln und die Freiheit der Athleten ohne ausreichende Legitimität einschränken soll. Solche Verbände, die so handeln, gehören vor den internationalen Sportsgerichtshof und von der FIS sanktioniert. Die Zeit der Athleten-Sklaverei und Verbands-Diktatur gehört beendet.

Keine andere Lösung?
Lucas Braathen ist noch sehr jung. Er hat noch nicht die Erfahrung eines älteren Menschen, welcher sich damit auskennt, mit langwierigen Prozessen zu leben und damit umzugehen. Lucas Braathen hätte sich auch überlegen können weiterzukämpfen und die Gerichte einzuschalten, was offenbar bisher nicht geschehen ist. Und er hätte sich auch überlegen können, statt den Sport an den Nagel zu hängen, den Verband zu wechseln, wenngleich beide Optionen natürlich auch mit Belastungen verbunden gewesen wären. Seine Grundphilosophie: Ich tue alles, um glücklich zu sein“, ist darüber hinaus eine sehr junge Philosophie, eine Kultur der jungen Generation, die für ältere Menschen, die einer Generation angehören, bei denen es darum geht, seine Pflicht zu erfüllen, nicht unbedingt auf Zustimmung stösst.

Ich hoffe für Lucas Braathen, dass er seinen Weg findet und vielleicht auch wieder zurück in den Skizirkus mit menschlicheren Verhältnissen. Mit dem heutigen Tag hat der Skisport nicht nur einen grossen Sportler verloren, sondern auch die Akzeptanz von vielen Anhängern. Die intriganten Machtspiele, von denen man hört und die im Hintergrund ablaufen sollen, erinnern zu sehr an eine Kultur von Sklaverei und Ausbeutung. Solche Bilder und Geschichten schaden dem Skisport mehr, als manche Funktionäre denken.

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