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Tipps von Patrick: Nachhaltiger Wintersport in der Schweiz

Patrick Stauber, 38 Jahre, Geschäftsführer bei Radical, Vollblutsplitboarder und Bergliebhaber

Die Nachhaltigkeit des Wintersports ist heute ein grosses öffentliches Thema, steht es doch im Interesse aller Beteiligten. Wer rücksichtslos mit der Natur ist, hat nicht mehr viel von ihr. Also gilt es, ihr Sorge zu tragen, und hierzu kann jeder seinen Beitrag leisten.

Einleitung

Der Klimawandel beschäftigt uns alle. Aber wie geht man damit um? Wie kann man sich optimal verhalten, seinen Teil zu einer nachhaltigen Zukunft beitragen und trotzdem seiner Leidenschaft nachgehen? Wo genau die Problematik mit dem Klima und dem Wintersport liegt, hat das Schweizer Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in einem Artikel kürzlich treffend beschrieben. SLF – Schnee und Klimawandel Ich möchte hier Tipps und Anregungen für einen vernünftigen, zukunftsorientierten Umgang aufzeigen. Wir sollten alle Möglichkeiten nutzen, um unseren geliebten Wintersport so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Da ein vollständiger Verzicht für die meisten von uns nicht in Frage kommt – Abschalten vom Alltagsstress, körperliche Betätigung an der frischen Luft, Kopf lüften, Glückshormone –  müssen wir Lösungen finden, die bestmöglich im Einklang mit der Natur sind. Hier meine sechs Tipps für einen nachhaltigen Wintersport:

Tipp 1: Überdenke deine Mobilität

Hotels, Liftanlagen und Schneekanonen verbrauchen sehr viel Energie, aber die grösste Umweltbelastung beim Winterurlaub ist die An- und Rückreise. Jährlich erreichen etwa 50 Millionen Touristen die Alpen und über 80 Prozent davon reisen mit dem eigenen Auto an. Dadurch ergibt sich, dass der Grossteil der CO2-Emissionen im Wintertourismus vor allem durch die Fahrstrecken in die Wintersportregionen entstehen.

In der Schweiz gibt es ein hervorragendes öffentliches Verkehrsnetz in fast alle Skigebiete. Oft gibt es sogar Kombi-Tickets (Snow’n’Rail), bei denen du den Skipass vergünstigt bekommst. Eine stress- und staufreie Reise ist bei jeder Fahrt sogar gratis inklusive. Für Tourengeher sind aber nicht alle Zielorte mit dem ÖV gut erschlossen. Die letzten unerschlossenen Kilometer können oft auch anders als mit dem eigenen Auto zurückgelegt werden. So fahren in 16 Regionen «Bus Alpin-Busse» an touristisch relevante Punkte. Weitere acht Schneetourenbus-Strecken erreichen Ausgangspunkte von Ski- und Schneeschuhtouren und auf der AlpenTaxi-Website finden sich die Kontaktangaben zu einer Vielzahl von Transportmöglichkeiten im Alpenraum.

Wer mit dem eigenen Auto in abgelegene oder nicht so gut angebundene Skigebiete fahren will, sollte Fahrgemeinschafen bilden. Über die Website von Go Shred oder hitchhike kannst du Fahrten finden und anbieten.

Tipp 2: Bleib in deiner Nähe

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Beste so nah liegt? Klar sind Helitouren in Alaska, Powdern in Japan oder Hiken im Kaukasus sehr reizvoll. Aber wenn dir die besten Spots in den Alpen praktisch zu Füssen liegen, dann spare dir den Flug Richtung Übersee oder Asien, der nur einen sehr, sehr grossen CO2-Fussabdruck hinterlassen wird. Und kennst du wirklich alle Skigebiete oder Berggipfel in der Schweiz und Umgebung? Ein Trip ins Welschland oder Tessin fühlt sich definitiv schon wie Urlaub an. Ein Trip nach Chamonix wird deinen Horizont deutlich erweitern und auch Österreich liegt in der Nähe und hat enorm viel zu bieten.

Tipp 3: Unterstütze nachhaltige Skigebiete und Unterkünfte

Als Grundsatz gilt, längere Aufenthalte an einem Ort (Skiferien) sind besser als viele Kurztrips über die Wochenenden verteilt. Siehe Punkt 1 – Emissionen bei der An- und Rückreise. Aber jetzt die Qual der Wahl, wohin nur? Diverse Schweizer Skigebiete überzeugen mit bemerkenswerten Projekten und initiativem Engagement für Mensch und Umwelt. Zum Beispiel Engelberg: Dort sind alle Bergbahnen zu 100 % mit Wasserkraft und somit mit nahezu CO2-neutralem Strom betrieben. Eine Übersicht zu nachhaltigen Skigebieten in der Schweiz findest du hier.

Für die Suche nach einer passenden Unterkunft hat das Schweizer Nachhaltigkeitslabel „Ibexfairstay“ Hotelbetriebe zertifiziert, um die nachhaltige Leistung eines Hotels vergleichbar zu machen und diese zu fördern. Sie garantieren die Seriosität, Neutralität und Glaubwürdigkeit des ibex fairstay-Labels.

Für Reiseziele in Österreich, Italien, Deutschland und Slowenien haben sich mehrere Orte zu den Alpine Pearls zusammengeschlossen – sie zählen zu den „Perlen“ eines umweltfreundlichen Tourismus. Denn: Sie verzichten zum Beispiel auf künstlich präparierte Pisten, bieten eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, nutzen regenerative Energien und lassen nur eine bestimmte Menge an Skifahrern auf den Berg, um eine Überfüllung zu vermeiden.

Tipp 4: Weniger Konsum – Kaufe langlebige Produkte

Bei der Ausrüstung fängt es an: Es muss nicht jedes Jahr das neuste Material an deinen Füssen kleben. Ein gutes Paar Ski oder ein entsprechendes Snowboard halten viele Jahre. Lass dich beim Kauf fachmännisch beraten und teste das Material vorgängig, damit du schlussendlich auch lange wunschlos glücklich damit bist.

Bei Radical bauen wir seit 1984 extrem langlebige Produkte. Viele unserer Kunden fahren weit über zehn Jahre mit dem gleichen Modell. Wir haben es sogar mal in einer Maschine testen lassen, erst nach einer Million Durchbiegungen wurden erste Ermüdungserscheinungen festgestellt.

Achte darauf, dass du deine Skier oder Snowboards regelmässig pflegst und in den Service gibst. Aber übertreibe es nicht. Bei jedem Schliff verlierst du etwas an Belag und Kante. Gebe deine Produkte nur erfahrenen Fachkräften in die Hände. Ungeübte schleifen dir viel mehr weg als nötig. An deinem Ski oder Board kannst du insgesamt ca. 10 – 15 Mal einen grossen Service machen. Beim Wachs gilt Finger weg von Fluorzusätzen. Es gibt mittlerweile ökologische Ersatzprodukte. Sogar die FIS (Fédération Internationale de Ski) hat Wachse mit Fluorbeisätzen aus dem Wettkampfsport verbannt.

Eine weitere Möglichkeit, die Natur zu schonen, ist das Tragen von nachhaltiger und fair produzierter Kleidung. Immer mehr Outdoor-Begeisterte, legen Wert auf „grüne“ Produkte. In der Outdoor-Textilbranche hat sich in Bezug darauf in den letzten Jahren einiges getan. Einerseits gibt es zahlreiche Labels, mit denen die Artikel daraufhin ausgezeichnet werden, wie umweltschonend diese in der Herstellung sind. Vertrauenswürdige Gütesiegel sind zum Beispiel: Bluesign, Öko-Tex100 Standard, und Fair Wear Foundation.

Wichtig: Du steuerst mit deinem Konsum das Verhalten der Produzenten.

Tipp 5: Earn your turn

Tourengehen, ob mit Ski, Splitboard oder Schneeschuhen, spart durch den Verzicht auf Liftanlagen, Armadas an Schneekanonen und Pistenpräparationsmassnahmen nicht nur enorme Ressourcen, es entschleunigt auch dein gesamtes Bergerlebnis und lässt dich die Schönheit der Natur unverfälscht geniessen. Der Aufstieg reinigt deinen Körper, lässt deine Gedanken fliegen und deine Alltagssorgen im Tal bleiben und mit etwas Glück wirst du am Schluss mit einer Traumabfahrt im Pulverschnee belohnt.

Mit dem fachlichen Know-how über alpine Gefahren und der richtigen Sicherheitsausrüstung, stehen dir im Backcountry unendliche Möglichkeiten und Abfahrtsvarianten offen. Achte beim Tourengehen unbedingt auf Wildschutzzonen. Diese sind tabu, denn sie schützen die Wildtiere in ihrem ohnehin schon sehr beengten Lebensraum. Der Schweizer Alpenclub SAC hat speziell zu diesem Thema einen Verhaltenskodex zusammengestellt.

Einen entspannten Einstieg ins Tourengehen bieten dir professionell geführte Touren. Es gibt eine Vielzahl an kompetenten Anbietern in- und ausserhalb der Schweiz. Bei Radical findest du zum Beispiel eine Auswahl an Touren zugeschnitten auf Splitboarder. Tipps und Tricks zu deiner ersten Splitboardtour findest du in meinem ersten Artikel.

Tipp 6: Hinterlasse keinen Müll

Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, den eigenen Müll auch beim Wintersport nicht einfach in die Landschaft zu werfen.

Achte bei Lebensmittel auf möglichst wenig Plastikmüll. Angefangen bei der Trinkflasche: Anstatt eine Einweg-Plastikflasche zu kaufen, nimm doch eine stylische Edelstahlflasche oder Thermoskanne mit, die du jahrzehntelang gebrauchen kannst. Einen Rucksack hast du meistens sowieso dabei.

Ein Appell an die Raucher: Kommerzielle Zigarettenfilter zersetzen sich erst nach 10 bis 15 Jahren. Zigaretten gehören in den Müll und haben unabhängig von der Schneehöhe in der Natur nichts verloren. Fehlende Aschenbecher sind hier keine Ausrede. Die sogenannten „(T)aschenbecher“ eignen sich perfekt um Zigarettenstummel ordentlich zu entsorgen.

Fazit

Wenn wir weitermachen wie bisher, sieht die Zukunft des Wintersports düster aus. Wenn jeder sich mit der Problematik auseinandersetzt und seinen kleinen Beitrag leistet, können wir gemeinsam der Natur etwas Zeit zur Erholung geben. Diese wird uns dafür weiterhin mit tief verschneiter Winterlandschaft belohnen und wir können nach wie vor unserer Leidenschaft frönen. Es gibt noch viel Potential für Verbesserungen. Wie sieht es bei dir aus? Was findest du dazu und was machst du zum Thema Nachhaltigkeit? Ich freue mich auf einen Kommentar.

Meine Tipps im Überblick

– Nutze die öffentlichen Verkehrsmittel oder Fahrgemeinschaften
– Nutze die Skigebiete in deiner Nähe
– Unterstütze Skigebiete mit nachhaltiger Energiepolitik
– Achte beim Kauf auf hochqualitative und langlebige Produkte
– Unternehme Ski- oder Splitboardtouren
– Beachte die Wildschutzzonen
– Keinen Abfall hinterlassen

Links zum Thema:

SLF – Schnee und Klimawandel
WWF – Wintersport mit Folgen
National Geographic – Ist der Winter noch zu retten?
2030: Der Schweizer Tourismus im Klimawandel
SRF – CO2 Ausstoss im Vergleich
SAC – Mobilität
Bundesamt für Raumentwicklung – Aktionsplan für klimafreundliche Mobilität
SAC- Respektiere Deine Grenzen
SAC – Naturverträglicher Schneesport
protectourwinters.ch
Umweltfreundlich Skitourengehen
myclimate
ETHZ – Zukunftsblog

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