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Tipps von Patrick: Deine erste Splitboardtour

Patrick Stauber, 38 Jahre, Geschäftsführer bei Radical, Vollblutsplitboarder und Bergliebhaber

Gratuliere! Du interessiert dich für die jüngste und coolste aller Wintersportarten: Das Splitboarden. Ich fasse dir fünf Punkte zusammen, die für deine erste Splitboardtour wichtig sind.

Punkt 1: Lerne Offpiste Snowboarden
Pulverschnee und blauer Himmel, das ist natürlich das Nonplusultra. Nicht immer sieht die Realität aber so schön aus. Und nur selten trifft man Pulverschnee vom Gipfel bis ins Tal an. Die Schneebeschaffenheit ändert sich ständig. Und damit auch die Anforderungen an den Snowboarder; Pulver, Harsch, windgepresster Schnee, Eisplatten, gefrorene Lawinenkegel, usw. – ein geübter Wintersportler kann sich diesen Bedingungen anpassen.

Es ist schwierig, pauschal zu beantworten, was du genau können musst, um einer Abfahrt im freien Gelände gewachsen zu sein. Einige Dinge aber gibt es, die du ganz einfach vorweg auf der Piste, oder abseits davon trainieren kannst: Hoch- und Tiefentlasten, Geländesprünge, fliessende Geländeruns, geschnittene Schwungformen, fortgeschrittene Powder Technik, Ausnützen von Backcountry Elementen und taktisches Verhalten im Backcountry. Das Lernen unter fachlichen Anleitung führt schneller, sicherer und stressfreier zum Ziel. Es gibt genügend Anbieter von Freeride- oder Snowboardunterricht. Eine Ausbildung beim SSBS (Schweizer Schneesport Berufs- und Schulverband) ist natürlich auch höchst interessant.

Punkt 2: Besorg dir gutes Material
Es gibt nichts Mühsameres, als wenn die Ausrüstung nicht hält, was sie verspricht. Im Backcountry ist meistens keine Hilfe in nützlicher Nähe. „Geiz ist geil beim Splitboardkauf“ ist nicht der richtige Ansatz für unbeschwerte Touren. Es gibt mittlerweile gute Hersteller von Splitboards und Bindungssystemen. Informiere dich bei Freunden, beim Fachhändler oder im Internet über passendes Material für dich.

Ein wichtiger Faktor, der gerne vergessen wird, sind die Schuhe. Es gibt spezifische Splitboardschuhe, aber auch herkömmlichen Snowboardboots taugen für den Einstieg ins Splitboarden. Achte dabei auf ein gutes Sohlenprofil und auf einen steifen lateralen Flex im Schuh. Wichtig: Ein zu weicher Schuh bringt keinen Druck auf die Kanten beim Aufstieg. Du rutscht die ganze Zeit seitlich weg und ärgerst dich nur.

Bei den Steigfellen haben sich meiner Ansicht nach die Systeme mit Leimbeschichtung am besten für Splitboarder bewährt. Sie sind sehr pflegeleicht und haften auch zuverlässig bei mehreren Aufstiegen an einem Tag.

Ein Rucksack mit LVS (Lawinenverschüttetensuchgerät), Sonde und Schaufel ist Pflicht. Es ist zur Sicherheit aller Beteiligten enorm wichtig, dass du mit diesen Gerätschaften umgehen kannst. Regelmässig einen LVS-Kurs zu besuchen und die Handhabung dort zu trainieren, empfehle ich ausdrücklich.

Sinnvoll sind auch Tourenstöcke mit grossem Teller, die auf dem Gipfel in oder am Rucksack platzsparend verstaut werden können.

Dein Material sollte regelmässig gewartet und für die ausgewählte Tour vorbereitet sein. Dazu ist vor jeder Tour das Material dahingehend zu überprüfen. Sitzen die Schrauben? Ist das Material komplett und funktionstüchtig?

Etwas Werbung in eigener Sache: Wir bei Radical haben uns dem Splitboarden mit Leib und Seele verschrieben. Gerne beraten wir dich kompetent zu einer kompletten Grundausrüstung.

Eine günstigere Alternative zum Kauf ist das Mieten der Ausrüstung. Probiere das Ganze ruhig ein paar Mal aus, bevor du in deine eigene Ausrüstung investierst.

Punkt 3: Tipps zum Aufstieg
Die ersten Schritte lassen sich optimal auf einer Piste üben. Am besten zu einer Randzeit und an einer wenig befahrenen Piste, damit es nicht zu einem Unfall mit anderen Beteiligten kommt.

Das Aufsteigen mit dem Splitboard macht dann richtig Spass, wenn du durchgehend in deinem persönlichen Rhythmus laufen kannst. Vielen stellt sich dabei die berühmte „Spitzkehre“ in den Weg, die ab 30° Hangneigung nötig wird. Beherrschst du sie nicht, kommst du beim Richtungswechsel immer wieder aus deinem Geh- und Atemrhythmus. Oder noch schlimmer, ins Stolpern. Beschäftige dich deshalb mit der korrekten Technik. Auch diese lässt sich im Flachen oder auf einer Piste perfekt üben. Sitzt sie einmal, bist du auf einem guten Weg zum entspannten Gipfelstürmer.

Übe das Auseinandernehmen und Zusammenbauen vom Splitboard zuhause im Warmen – auch das Auf- und Abziehen der Felle. Auf dem Gipfel ist es oft kalt und windig. Du sparst dir Zeit, Nerven und Energie, wenn das Handling bereits sitzt.

Achte bei den Fellen drauf, dass sie beim Aufziehen ohne Luftbläschen auf den Belag angeklebt werden. Streiche mit der Hand mehrmals von oben nach unten, damit die Beschichtung optimal hält. Das Fell sollte zwischen den Kanten angebracht werden, wenn die Kanten frei sind, halten sie auch optimal seitlich beim Aufstieg. Trag beim Abziehen Sorge, dass die Felle fachgerecht versorgt werden, sprich, dass bei Leimbeschichtungen das Trennnetz verwendet wird und darauf geachtet wird, dass kein Dreck auf den Leim kommt.

Beim Splitboard vertauscht man im Gehmodus die zwei Boardhälften miteinander, also die Seiten mit dem Radius des Boards zeigen nach innen. Die Gehtechnik besteht darin, die Zehen über den Boden zu „schleifen“ und so den einzelnen Ski ganzflächig über den Boden zu ziehen. So läuft man effizient und kraftsparend bergauf. Mit grossen und bedächtigen Schritten kommst du zügig und mit moderatem Kraftaufwand auf viele Höhenmeter. Wenn das Gelände steiler wird, hast du Steighilfen (Erhöhungen bei den Fersen; meist Metallklammern an den Bindungen) die du aktivieren kannst. Mit denen brauchst du weniger Kraftaufwand, wenn es steil wird. Die Gehtechnik bleibt aber die selbe.

Ein häufiger Fehler besteht darin, dass beim Laufen zu viel Vorlage im Oberkörper gegeben wird. Sprich, du lehnst nach vorne und hast beim Laufen das gesamte Gewicht auf den Zehen. Die Steigfelle werden so falsch belastet und du rutscht nach hinten weg. Versuche die Körperhaltung auch bei steilen Aufstiegen gerade und aufrecht zu halten und das Gewicht auf den ganzen Fuss zu verteilen. Am Anfang hilft es, die Fersen beim Schritt aktiv nach unten zu drücken.

Für Splitboarder gehören immer Harscheisen in den Rucksack. Diese „Extra-Zacken“ werden dann montiert, wenn du eisige Traversen vor dir hast, um dir zusätzlichen Halt zu geben. Montiere diese lieber genug früh im flachen Gelände, als zu spät im Steilhang, zitternd und unkontrolliert.

Zum Schluss noch ein Malheur, das fast allen Anfängern gern mal passiert. Sobald du auf dem Gipfel angekommen bist und dein Board vom Gehmodus in den Fahrmodus umbauen willst: Achte darauf, dass du nach dem Fellabziehen nicht die Boardhälfen mit dem Belag nach unten auf den Schnee legst. Du kannst dir sicher vorstellen was passiert; Deine Kumpels lachen, du springst. Also immer alles rutschfest vor dir platzieren.

Punkt 4: Die Tourenwahl
Es ist deine erste Splitboardtour, überfordere dich nicht. Sie soll Genuss pur und ein tolles Erlebnis werden. Falls du im Freundeskreis Tourengeher hast, die dich rücksichtsvoll in die wunderbare Welt des Splitboardens einführen wollen, dann los. Lass dich aber nicht auf etwas ein, wobei du dicht stets ausserhalb deiner Komfortzone bewegst.

Ein guter Einstieg bieten dir professionell geführte Touren. Bei Radical findest du zum Beispiel eine tolle Auswahl an Anfängertouren extra zugeschnitten für Splitboarder. Bei uns ist jeder Guide selbst Vollblut-Splitboarder.

Tourengehen ist eine klassische Ausdauersportart. Untrainiert zu starten führt im besten Fall am nächsten Tag zu Muskelschmerzen. Auch ist es wichtig, genügend Reserven für die Abfahrt in petto zu haben.

Wenn du deine eigene Tour planen willst, findest du im Internet viele Inspirationsmöglichkeiten. Eine beliebte Planungsplattform ist in der Schweiz die Whiterisk-App oder die Skitourenguru-Webseite. Bei Whiterisk kannst du dich täglich über die aktuelle Lawinensituation informieren und auch gleich digital deine Tour auf einer Karte einzeichnen. Aber Achtung: Die Tourenplanung erfordert einiges an Wissen und Erfahrung und ist für Anfänger nicht zu empfehlen.

Punkt 5: Sicherheit am Berg
Ist man abseits der Pisten unterwegs, entsteht ein Lawinenrisiko, ob man will oder nicht. Beim Aufstieg sowie bei der Abfahrt gibt es einiges zu beachten. Die Wahl des Geländes, in dem man sich bewegt, spielt eine entscheidende Rolle, will man einen Gipfel sicher hoch und hinunter kommen.

Das „Lesen“ der Berge setzt langjährige Erfahrung voraus. Im Grunde geht es darum, den für die jeweilige Situation besten Weg auf den Gipfel und wieder zurück zu finden. Dazu wird die Hangneigung als elementare Reduktionsmethode für Lawinen eingesetzt. Dieses Wissen sollte man sich unbedingt vor dem selbstständigem Touren aneignen.

Ein wichtiger Teil bei der Planung ist das Risikomanagement. Dieses besteht darin, die Teilrisiken eines Prozesses aufzuspüren, zu strukturieren, zu quantifizieren und das Gesamtrisiko abzuschätzen – welches freilich nie auf null reduziert werden kann. Ziel ist der bewusste Umgang mit den grössten Risiken. Auf einer Tour sind dazu laufend verschiedene Überlegungen, Massnahmen und Tätigkeiten erforderlich.

Lass dich davon aber nicht abschrecken, durch geführten Touren und Kurse kannst du dir dieses Wissen nach und nach aneignen.

Fazit
Splitboarden ist ein komplexes und höchst spannendes Thema. Probiere es unbedingt aus, du wirst es garantiert nicht bereuen. Geh dabei mit Köpfchen vor und du wirst nur profitieren. Aber Achtung: Das Touren beinhaltet Risiken. Diese sind für Beginner kaum vernünftig abschätzbar. Meine Empfehlungen dazu:

  • Skills Verbessern: Fahre in verschiedensten Schnee- und Geländearten sowie bei unterschiedlicher Hangneigung. Trainiere den Aufstieg, spezifisch die Spitzkehren und das Traversengehen. Diese Aufstiegs- und Fahrtechniken lassen sich super in einem Skigebiet üben.
  • Erste Tour/Material: Schliesse dich einer professionell geführten Tour an und miete dabei die gesamte Ausrüstung. Achte darauf, dass du gut beraten wirst. Das Material zum Touren ist vielseitiger und umfangreicher als auf der Piste.
  • Fachliche Kompetenz: Das Wissen um die Gefahren und deren Konsequenzen ist der Schlüssel zum sicheren Tourengehen. Sammle Erfahrung, besuche Kurse und lerne von deinen Guides.

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