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Rennrad Bregenzerwald: Entdecke zahllose verborgene Pässe

Der Bregenzerwald liegt in Vorarlberg, im äußersten Westen Österreichs. Das dortige Landschaftsbild ist geprägt von kleinen Dörfern und – allen voran – einer imposanten Bergkulisse. Man kann also bereits erahnen, dass Rennradfahrer hier vor allem eines erwartet: Pässe, Pässe und noch mehr Pässe.

von Martin Budweiser

Seit vielen Jahren schon betreiben meine Frau und ich mit Leidenschaft den Rennradsport und haben dabei viele schöne Alpenpässe überquert. Ein gänzlich weißer Fleck auf unserer persönlichen Landkarte ist immer noch das Bundesland Vorarlberg. Eine ganz bestimmte Tour lockt uns nun endlich in den äußersten Westen von Österreich – die 3-Pässe-Fahrt in der Rennradregion Bregenzerwald.

Spät abends sind wir gestern im Hotel Wirtshaus zum Gämsle in Schoppernau angekommen und haben uns noch von Isabella Felder, Chefin des Hauses, eine genaue Tourenbeschreibung geben lassen. 106 Kilometer Streckenlänge und rund 2’600 Höhenmeter werden unseren aktuellen Trainingszustand auf die Probe stellen, sollten aber machbar sein. Beim reichhaltigen Frühstück fällt es uns nicht schwer, die Energiespeicher für die geplante Runde ordentlich anzufüllen.

Die 3-Pässe-Fahrt
Von Schoppernau geht es bereits nach fünf Kilometern bergauf. Es heißt also kräftig in die Pedale treten, am Weg zum Hochtannbergpass. Fast 900 Höhenmeter liegen schon hinter uns, als wir uns gut gelaunt in die erste Abfahrt stürzen. Dieses Vergnügen währt allerdings nur kurz, denn hinter dem berühmten Nobelskiort Lech am Arlberg geht es wieder bergauf Richtung Flexenpass. Auch dieser Berg ist rasch bezwungen – nun heißt es Rücklicht an und durch die Flexengalerie hinab ins wunderbare Klostertal. Isabella hat uns gestern noch den wertvollen Tipp mit der Lampe gegeben. Gerade im Tunnel wird man sonst von Autofahrern leicht übersehen. Parallel zur Arlberg-Schnellstraße führt uns die längste Abfahrt des Tages durch die Orte Klösterle und Dalaas bis nach Bludenz. Wir finden ein kleines Café im Zentrum der Stadt und beschließen, eine Mittagspause einzulegen. Cappuccino und Kuchen schmecken großartig, die Sonne scheint vom strahlend blauen Himmel – es fällt schwer, sich wieder auf den Sattel zu schwingen. Für die notwendige Motivation sorgt vor allem die grandiose Landschaft. Im Klostertal ragen links und rechts die Berge bis zu 2’000 m Höhe auf und sorgen für die Kulisse, die man sich von einer Rennradtour über Alpenpässe erwartet.

Mehr als die Hälfte der Strecke haben wir zwar bereits geschafft, es stehen aber noch jede Menge Höhenmeter auf dem Programm. Auch Isabella hat uns leise vorgewarnt, dass der härteste Streckenabschnitt erst nach Bludenz auf uns zukommen würde, wenn es durch den Biosphärenpark Großes Walsertal retour nach Schoppernau geht. Nach 500 schweißtreibenden Höhenmetern erreichen wir die Anhöhe in der Ortschaft Raggal und stellen fest, dass diese Tour eigentlich 4-Pässe-Fahrt heißen müsste. Das ist das Problem, wenn man in einem Alpenland unterwegs ist – Hügel, wenn sie auch noch so steil und kräfteraubend sind, gelten hier einfach nicht als Pass und schon gar nicht als Berg. Ein Blick auf den Fahrrad-Computer verrät uns, dass jetzt immer noch 750 Höhenmeter vor uns liegen. Glücklicherweise leisten die Beine eine hervorragende Arbeit, wir finden abermals einen guten Rhythmus und bewältigen die Kehren hinauf zum Faschinajoch ohne Probleme. Nun haben wir also auch die letzte Bergwertung des Tages erfolgreich absolviert. Was jetzt noch folgt, ist pures Abfahrts-Vergnügen. Vorbei an den Liftanlagen des Skigebietes Damüls genießen wir den finalen Downhill nach Schoppernau bei überaus zügigem Tempo und beenden die 3-Pässe-Fahrt über drei Berge und einen Hügel beim Hotel Wirtshaus zum Gämsle.

Die Tannheimer Tal Runde
Die Form stimmt also und wir haben noch eine weitere Nacht gebucht. Eine kleine Steigerung wäre morgen noch drin. Wieder beraten wir uns mit Gastgeberin Isabella Felder, die, wie könnte es anders sein, prompt den nächsten Vorschlag parat hat. Die „Tannheimer Tal“ Runde ist bei gleicher Höhenmeter-Anzahl deutlich länger als die heutige Tour, was bedeutet, dass mehr Flachpassagen zu erwarten sind. Außerdem führt sie in eine ganz neue Richtung und erst ganz am Ende treffen wir am Hochtannbergpass auf bekanntes Terrain. Herausforderung angenommen!

Um auch morgen wieder bestens vorbereitet an den Start zu gehen, lassen wir uns das delikate 5-Gang Abendmenü so richtig schmecken. In Kombination mit einem Glas Rotwein stellt dieses eine ganz besondere Gaumenfreude dar. Pünktlich um 8.30 Uhr rollen wir vom Gämsle aus gemütlich hinab nach Mellau und weiter über Andelsbuch bis nach Egg. Mit dem 1’406 Meter hohen Riedbergpass steht nun der erste und gleichzeitig auch längste Anstieg des Tages auf dem Programm. Wir fühlen uns gut, die Beine sind locker, die gestrige Tour hat scheinbar keinerlei Nachwirkungen hinterlassen. Von Hittisau führt ein wunderbares Hochtal über die Grenze nach Deutsch-land und weiter zur Passhöhe. Überraschend steil präsentiert sich die Abfahrt auf Allgäuer Seite. Auch wenn zum Glück keine engen Kehren zu durchfahren sind, bin ich froh, in diesem Jahr auf eine Bremsscheibe umgestiegen zu sein. Meine Frau hat mit dem deutlich geringeren Körpergewicht und ihrer ausgezeichneten Fahrtechnik sowieso kein Problem mit diesem Streckenabschnitt. Im Tal angekommen geht es vorbei an der Burg Sonthofen ins Zentrum des gleichnamigen Ortes und anschließend wieder hinauf zum Oberjoch und wieder zurück nach Österreich, genauer gesagt ins Bundesland Tirol. Das Tannheimer Tal ist erreicht, am Haldensee zeigt der Tacho bereits 100 Kilometer an. Der Magen knurrt und mittlerweile lässt auch die Beinmuskulatur erste Ermüdungserscheinungen erkennen. Wir absolvieren noch die kurze Abfahrt ins Lechtal und legen in Weißenbach eine ausgedehnte Mittagspause ein. Wie gestern herrschen auch heute wieder frühsommerliche Temperaturen – es hat einfach Qualität, wenn man im kurzen Rennrad-Dress im Gastgarten sitzen kann.

Die nun folgenden 55 Kilometer geht es stets bergauf, zunächst noch gemächlich, dem Lech folgend, bis Steeg und danach immer steiler bis zum Dach der Tour am Hochtannbergpass. Auf meinem Radcomputer sehe ich, dass ich immer noch ein gutes Tempo fahre, aber locker fühlt sich das keineswegs mehr an. Die Beine schmerzen, der Schweiß läuft mir über das Gesicht, allein die Berge und meine Frau sind es zum wiederholten Male, die mich motivieren und antreiben. Das Schöne an den Alpenpässen ist, dass man auf den letzten Kilometern für gewöhnlich keine Anzeige mehr braucht. Die Straßen sind vollgeschrieben mit den Namen der Rennfahrer, die entweder kürzlich diese Bergwertung unter sich ausgemacht haben oder dies in Bälde tun werden. Dazu findet man auch Angaben zu den verbleibenden Metern zum „Gipfel“. Noch 500 m, noch 200 m, noch 100 m – geschafft! Wir halten kurz inne, blicken über die traumhafte Region im Grenzland zwischen Tirol und Vorarlberg und freuen uns auf eine rasante Abfahrt zurück zum Ausgangs-punkt in Schoppernau.

Für den nächsten Aufenthalt im Bregenzerwald werden wir definitiv mehr Zeit einplanen. Die vielen Möglichkeiten, die diese Rennrad-Region in Vorarlberg zu bieten hat, reichen von entspannten Touren an den Bodensee und grenzüberschreitenden Runden nach Deutschland, Liechtenstein und in die Schweiz, bis hin zu wahren Königsetappen über traumhafte Alpenpässe mit mehreren tausend Höhenmetern. Mit Sicherheit lassen sich damit gleich mehrere Urlaubswochen füllen.

Region
Im westlichen Zipfel Österreichs nahe der Schweizer und der Deutschen Grenze erstreckt sich die malerische Region und bietet Rennradlern viel Abwechslung.
Distanzen: 180 km/2.5Std. von Zürich, 200 km/3 Std. von München und 174 km/2.5 Std. von Innsbruck entfernt.

Rennrad Region
22 Pässe kennzeichnen die Region klar als Eldorado für Höhenmeter-Freunde

Rennrad Hotels
Hotel Bären & Café Deli
Platz 66, 6881 Mellau
Tel. +43 5518 2207
[email protected]
www.baerenmellau.at

Hotel & Wirtshaus Gämsle
Fr. Isabella Felder
Hinterm Stein 309, 6886 Schoppernau, Österreich
Tel. +43 5515 30062
[email protected]
www.gaemsle.at

Weitere Rennradregionen & -hotels bei ROADBIKE HOLIDAYS unter www.roadbike-holidays.com

Adressen
Bregenzerwald Tourismus GmbH
Gerbe 1135, 6863 Egg, Vorarlberg, Österreich
T +43 (0) 5512 23 65
[email protected]
www.bregenzerwald.at

Der Bericht stammt aus der Ausgabe 1/2020 - In der Ausgabe werden weitere Regionen, sportliche E-Bikes und Radstars vorgestellt und beurteilt!

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