Fred Kerley heisst der frischgebackene Weltmeister über 100 m der Herren. In einem packenden Finish überquerte er mit einem hauchdünnen Vorsprung vor seinen Landsleuten Bromell and Bracy die Ziellinie.
Eines der Highlights der laufenden Leichtathletik Weltmeisterschaften 2022 in Eugene, Oregon, USA, lief am Morgen um 4.50 Uhr europäischer Zeit über die Bühne: Der 100 m-Final der Herren. Schon im Vorfeld hatten wir einige der absoluten 100 m-Stars vorgestellt. Doch nicht alle von ihnen sollten am Ende erfolgreich sein. Bereits in den Vorläufen einen Tag zuvor zeigten sich verschiedene Favoriten erfolgreich, doch einige patzten bereits hier.
Vorläufe 100 m Herren
Es ist immer schwer zu beurteilen, wer in den Vorläufen wirklich 100% gibt und wer eher taktiert. Im ersten Vorlauf holte sich Favorit Marvin Bracy aus den USA den Sieg, doch die Siegeszeit von 10.05 Sekunden überzeugte nicht wirklich. Im zweiten Vorlauf holte sich Kronfavorit Fred Kerley mit beeindruckenden 9.79 s den Sieg. Dabei überzeugte auch der Brite Zharnel Hughes mit 9.97 s Saisonbestleistung und Emmanuel Matadi aus Liberia mit 9.99 s. Der schnellste Chinese Bingtian Su konnte sich mit 10.15 s in den Halbfinal retten, doch souverän war das nicht. Trayvon Bromell holte sich den Sieg im dritten Vorlauf mit einer Zeit von 9.89 s. Im vierten Vorlauf überraschte der junge Jamaikaner Oblique Seville mit 9.93 s als Schnellster. Olympiasieger Lamont Marcell Jacobs hatte keine Chance gegen ihn. Er kam einfach nicht auf Touren und überquerte mit nur 10.04 s die Ziellinie. Im fünften Vorlauf beeindruckte der junge Letsile Tebogo aus Botswana mit 9.94 s Siegerzeit, mit welcher einen neuen U20-Weltrekord schuf. Der einst zweitschnellste Mann der Erde, Yohan Blake aus Jamaika, „humpelte“ mit 10.04 s ins Ziel, chancenlos. Er ist einfach nicht mehr der Jüngste. Auch Akani Simbine überraschte mit nur 10.07 s. Im sechsten Vorlauf machte Weltmeister 2019 über 100 m, Christian Coleman, alles klar, doch 10.08 s versprachen nicht allzu viel. Im siebten und letzten Vorlauf überraschte der Japaner Abdul Hakim Sani Brown mit 9.98 s, bei welchem er den afrikanischen Meister Ferdinand Omanyala mit 10.10 s stehen liess. Der sprach von nicht allzu langer Zeit davon, den Weltrekord von Usain Bolt zu brechen, doch das sollte wohl nichts werden.
Halbfinale 100 m Herren
Wie gewonnen, so zerronnen. Was in den Vorläufen geschah, war Geschichte. Nun begann die Geschichte von Neuem. Das beweis bereit der erste der drei Läufe, bei welchem der „lahmende“Akani Simbine aus Südafrika mit 9.97 s den Sieg holte und mit Trayvon Bromell gleichzog. Im zweiten Lauf holten sich Fred Kerley mit 10.02 s und Christian Coleman mit 10.05 s das Ticket für den Finallauf. Im dritten lauf überzeugte zum wiederholten Male der Jamaikaner Oblique Seville mit 9.90 s. Marvin Bracy machte seine Finalteilnahme mit 9.93 s klar.
Finale 100 m Herren
Aufgrund der Resultate in den Vorläufen und des Halbfinals hatten sich einige Favoriten für die Medaillenplätze herauskristallisiert. Vor allem glänzten die Amerikaner Fred Kerley, Trayvon Bromell und Marvin Bracy mit Spitzenzeiten. Doch auch der junge Jamaikaner Oblique Seville ragte mit konstanter Spitzenleistung heraus. Um 19.50 Uhr Ortszeit war es noch taghell, die Stimmung im Stadion war gut aber nicht euphorisch. Ich habe in den vergangenen Jahren spektakulärere 100 m-Rennen gesehen, bei denen die Zuschauer viel lauter waren, mitfieberten, schrien, kreischten und die Läufer anfeuerten. Es war im Vergleich dazu sehr verhalten. Die Stimmung fehlte, doch das konnte die 100 m-Läufer jetzt nicht interessieren. Die knieten sich in die Startblöcke und schossen beim Startschuss aus den Blöcken. Dabei war es Rennen knapp auf knapp. Auf äussersten bahn rechts war Bromell vorne und auf der linken Seite waren es Bracy und Kerley, der lange Zeit noch hinter Bracy lag, bis kurz vor Schluss, als er, wie gewohnt am Ende der 100 m auf Touren kam, und ihm hauchdünn die Führung abnahm. Ein sehr knappes Rennen, bei denen der Kronfavorit am Ende als Sieger hervorging. Mission accomplished!
Position | Läufer | Nation | Zeit |
---|---|---|---|
1 | Fred Kerley | USA | 9.86 s |
2 | Marvin Bracy | USA | 9.88 s [.874] |
3 | Trayvon Bromell | USA | 9.88 s [.876] |
4 | Oblique Seville | Jamaika | 9.97 s |
5 | Akani Simbine | Südafrika | 10.01 s [.003] |
6 | Christian Coleman | USA | 10.01 s [.005] |
7 | Abdul Hakim Sani Brown | Japan | 10.06 s |
8 | Aaron Brown | Kanada | 10.07 s |