Das Stanislas "Stan" Wawrinka mit seinen 38 Jahren in der dritten Runde der US Open stand, war die erste Überraschung, die noch grössere war, wie er gegen den favorisierten jungen Jannik Sinner aufspielte. Er spielte das seit Jahren beste Tennis und knüpfte im Match an seine besten Zeiten an.
Stan Wawrinka gehört zu den wenigen begnadeten Spielern, die Matches abliefern, von den die Zuschauer und Experten noch lange reden, die berauschen, mitreissen und zu Begeisterungsstürmen hinreissen. Sein bestes Tennis spielte er in den Jahren 2014 bis 2016, in denen sich auch seine drei Grand Slam Titel (Australian Open 2014, French Open 2015 und US Open 2016) wiederfinden, wo er mit den besten Spielern, namentlich Novak Djokovic und Rafael Nadal legendäre Spiele lieferte, die in die Geschichtsbücher des grossen Tennis eingehen. Bestechend an Wawrinka ist sein unermüdliches Kämpferherz. Wenngleich er oft an sich selbst zweifelt und beinahe verzweifelt, fasst er sich dennoch immer wieder von Neuem ein Herz und gibt nie auf. Und in diesen besten Momenten glänzt er mit Passierschlägen Longline oder Cross, die unbeschreiblich und unhaltbar sind und die Bewunderung der Tenniswelt auf ihn ziehen.
In der dritten Runde der diesjährigen US Open 2023 traf er auf die Nummer 6 der Welt, Jannik Sinner aus dem Südtirol. Auf dem Blatt war klar, dass Stan Wawrinka eigentlich keine Chance haben würde, doch auf dem Platz sollte das alsbald anders aussehen. Der erste Satz ging dann auch glatt an Sinner. Das Match verlief also so, wie man es eingeschätzt hatte. Doch dann kam im zweiten Satz ein Wawrinka auf, den man lange nicht mehr gesehen hatte, war der Grand Slam-Sieger und Top 10-Spieler von einst doch bis auf den 361. Rang abgetaucht, um nun im Begriff zu sein, wieder empor zu steigen. Plötzlich drehte das Spiel. Wawrinka versenkte mit Wucht die Bälle auf der gegnerischen Seite, mit hoher Präzision und mit unglaublichen Returns, die nicht zu halten waren. Man fühlte sich zurückversetzt in die Jahre 2014 bis 2016 und das Stadion tobte angesichts seines phänomenalen Spiels. Ein Wawrinka dieser Verfassung ist kaum zu schlagen. Das Match war nun echt berauschend und Wawrinka der Wunderknabe und Sinner, der das über sich ergehen lassen musste und zuschaute, wie er vorgeführt wurde vom Altmeister. Einfach köstlich. Dass er im dritten Satz diese Leistung nicht mehr aufrecht erhalten konnte, insbesondere nachdem Sinner nun seinerseits wieder aufzudrehen versuchte, ist angesichts seines Alters absolut verständlich und verzeihbar. Sinner gewann am Ende über vier Sätze das Match, doch Wawrinka spielte eindeutig das bessere Tennis, begeisterte die Zuschauer und eroberte ihre Herzen. Ein denkwürdiger Abend und ein denkwürdiger Auftritt von Altmeister Stan Wawrinka.