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Migros will sich von m-way trennen

Wie phantasievoll PR-Leute sind, wenn es darum geht etwas Negatives, wie folgend den den Verkauf zahlreicher Unternehmen, positiv zu formulieren, zeigt sich kürzlich bei der Migros. In der offiziellen Pressemitteilung der Migros vom 27.06.2019 klingt alles so schön harmonisch und alles ist sprachlich auf Friede, Freude, Eierkuchen getrimmt, doch kein Unternehmen trennt sich doch freiwillig von einem Geschäftsfeld, wenn es gut läuft. Die Migros will sich von Globus, Interio, Gries Deco und m-way trennen und bestätigt mangelnde Profitabilität bei Globus und Interio und man muss vermuten, dass dies auf alle genannten Geschäfte zutrifft. Das gilt vermutlich auch für die Absicht der Migros, die m-way AG zu verkaufen. Schon lange wird gemunkelt, dass die m-way nicht rentiere. Brancheninsider sprechen davon, dass die m-way nie aus den Miesen gekommen sei, und nun scheint der Migros wohl der Geduldsfaden zu reissen. Was steht hinter den Verkaufabsichten der Migros?

Die Migros schreibt dazu unter anderem in Ihrer Pressemitteilung:

Die Verwaltung des Migros-Genossenschafts-Bundes hat entschieden, für Globus, die Gries Deco Gruppe (Depot), Interio und m-way neue Eigentümer zu suchen und startet dazu entsprechende Verkaufsprozesse. Die Migros hat die betreffenden Unternehmen in den letzten Jahren im anspruchsvollen Marktumfeld weiterentwickelt, so dass diese gut positioniert und für die Zukunft gerüstet sind. Gleichzeitig sind jedoch die Synergien mit dem Migros-Kerngeschäft eher gering. «Unsere fundierten Analysen haben gezeigt, dass diese Unternehmen ausserhalb der Migros-Gruppe bessere Erfolgsaussichten haben. Die Migros ist heute nicht mehr die beste Eigentümerin», sagt dazu Fabrice Zumbrunnen, Präsident der Generaldirektion des Migros-Genossenschafts-Bundes. «Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass wir starke neue Eigentümer finden, welche über die Basis und das Know-how für die erfolgreiche Weiterentwicklung der Unternehmen verfügen.»

Eine spannende Geschichte
Was viele vielleicht gar nicht wissen: Die m-way ist aus der Migrol entstanden. Zu Beginn war es die Absicht, den Kunden elektrische Antriebsformen als Ersatz zum klassischen Benziner anzubieten, deshalb fanden sich zu Beginn der m-way auch Elektroautos, Elektromotorräder und -roller im Sortiment. Die Pedelecs waren lediglich ein kleiner Teil. Lange Zeit wurde die Migros auch behindert. Die vor Jahren dominierende Marke Flyer weigerte sich beispielsweise jahrelang, der m-way ihre E-Bikes zum Verkauf zu überlassen, um die kleinen Händlern zu schützen, zudem mochte man die Migros einfach nicht. Doch der Wachstum der Filialen boten immer mehr Potential für Importeure und Hersteller und die m-way fokussierte sich immer stärker auf den Verkauf von E-Bikes bzw. Pedelecs, denn dieser Markt wuchs und wächst bis heute. Heute sieht sich die m-way als Marktführer. Der CEO, Lukas Sramek, verweist stolz darauf, wenn er uns schreibt: „M-way befindet sich in einem stark kompetitiven Markt, in den immer mehr Anbieter eindringen. Trotzdem konnte m-way seine Marktführerschaft im Schweizer E-Bike Handel behaupten.“ Die einstigen Visionen von damals sind längst verflogen, auch wenn die Migros heute viel eher erfolgreich E-Mobilität verkaufen könnte. Heute geht es wohl eher darum, im bestehenden E-Bike-Markt erfolgreich zu bestehen.

 

m-way ist und war vielen kleinen Händlern ein Dorn im Auge
Seit ihrem Markteintritt stossen die von der Migros geführten E-Bike-Geschäfte auf wenig Gegenliebe. Für viele kleine Velogeschäfte sind sie eine echte Bedrohung. Die Reaktion der kleinen Händler war uns gegenüber denn von Anfang an sehr gereizt bis äusserst aggressiv. Der Umstand, dass die m-way-Filialen vermutlich lediglich aufgrund der Finanzkraft der Migros überleben, muss bei kleinen Händlern als klar unfairer Wettbewerb erlebt werden und erst Recht Wut auslösen. Wo der kleine Händler mit harter Arbeit um seine Existenz kämpft, kann der Grosse auch Verlust schreiben und dennoch weiter im Markt existieren, das erlebt er verständlicherweise als unfair.

Ungewisse Zukunft bereitet Importeuren grosse Sorge
Jeder Händler und jeder Importeur liebt solvente starke Kunden, die grosse Absatzmengen ordern und sicher zahlen können. Der Wegfall der m-way-Filialen würde einen grossen Einbruch bedeuten, dessen Kompensation noch aussteht. Importeure haben sich uns gegenüber besorgt gezeigt. Die Migros spricht zwar davon, dass man einen neuen Käufer sucht und es auch nicht eilt, aber niemand weiss, wie die ganze Geschichte weiter läuft, wenn ein neuer Besitzer gefunden ist. Laut Migros-Chef Zumbrunnen sollen nur Interessenten in Frage kommen, die m-way weiterentwickeln können und wollen, doch was nach der Übernahme passiert, weiss niemand. Schliesst der neue Besitzer die Filialen, ändert er das Konzept? Keiner kann das heute beantworten, doch am Konzept muss sicherlich etwas verändert werden.

Ist ein mangelndes Einkaufserlebnis das grosse Manko?
Im Gespräch mit Brancheninsidern kommt klar zum Ausdruck, auf den Verkauf der m-way angesprochen, dass die m-way nicht rentiere, da die m-way es bis heute nie verstanden haben soll, Kunden ein Einkaufserlebnis zu bieten. Das Design der Filialen sieht aus wie aus dem Labor, es ist kalt, es ist steril, es spricht nicht an. Und auch über die Bedienung hört man wenig Gutes. Der eine Mitarbeiter telefoniert, der andere schraubt an einem Bike herum, und wenn sich dann jemand um den Kunden kümmert, steht die m-way nicht für die Fachkompetenz, die ein solches Geschäft eigentlich haben sollte. Man hat oft das Gefühl, hier arbeiten keine Biker, keine Schrauber, keine E-Bikefreunde. Die Mitarbeiter scheinen das Sortiment einfach zu verkaufen wie Schalterbeamte, aber gelebt wird hier keine Bikekultur. Für ein Veloladen ist der m-way einfach zu steif. Und dieser Mangel an Kompetenz und Einkaufserlebnis scheine sich auch in den Zahlen auszudrücken. Dieser steife Umgang zeigt sich auch im Umgang mit dem Management, das an Bankerkultur erinnert, aber nicht zur lockeren Bikekultur zu passen scheint.

Stimmt das wirklich? Ein ausgewiesener Brancheninsider, wir wollen ihn „E“ nennen, sieht das viel differenzierter. Seiner Ansicht nach habe gerade zu Beginn, als man noch 6-9 Filialen hatte, das Konzept prinzipiell sehr gut funktioniert. Und es gab Filialen, die sehr wohl rentierten und mit einem Umsatz von CHF 1.5-1.6 Mio. jährlich glänzten. Aber es gab und gibt eben auch unprofitable Filialen, die mitfinanziert werden und die nur kosten. Vor allem hat das Management, das vor Jahren das Sagen hatte, das Geld grosszügig mit beiden Händen ausgegeben. „E“ spricht davon, dass man für eine Einrichtung einer Filiale locker einmal eine Viertelmillion zum Fenster rausgeworfen habe. Zudem koste die Verwaltung in Glattbrugg zu viel Geld, sie sei ein echter Wasserkopf. Auch seiner Aussage nach war die m-way zumindest bis 2015 nie profitabel und konnte die gesteckten Finanzziele nie erreichen. Seiner Meinung nach müsste man die unrentablen Filialen schliessen, den Wasserkopf abbauen und sich überlegen, Lager abzubauen, die viel Geld verschlingen, dann würde das Geschäft sicherlich funktionieren. Vor allem sieht er aber Fehler bei der früheren Führung, ohne dass er bestimmte Namen nennen will. Das aktuelle Management müsse quasi heute ausbaden, was früher falsch lief.

„E“ sieht auch klare Verdienste der m-way. Durch den Markteintritt der m-way kamen die kleinen Händler unter Druck und mussten handeln. Die Migros baute plötzlich „schöne“ Veloshops bzw. E-Bike Shops, da konnte der kleine Händler an der Ecke mit seinem mit Velos überfüllten Laden nicht mehr mithalten. Viele kleine Läden haben daraufhin reagiert und sich angepasst.

m-way schweigt sich zu Zahlen weitgehend aus
Auf unsere Anfrage bei der m-way zu den Finanzen der m-way schweigt sich das Management weitgehend aus. Es bestätigt uns zwar den Umsatz von rund CHF 40 Mio. anno 2018 und nennt uns einen aktuellen Personalbestand von 109 Mitarbeitern. Auf unsere Frage: „Insider behaupten, die m-way sei niemals rentabel gewesen, was sagen Sie dazu“ antwortet uns Lukas Sramek, CEO von m-way, wie folgt: „Ausser den erwähnten Umsatzzahlen weisen wir keine weiteren Finanzzahlen zu m-way aus“, was für die Mutmassung der Kritiker spricht, schliesslich verkündet jedes Unternehmen gerne erfolgreiche Zahlen, nur bei der Krise hüllt man sich gerne ins Schweigen. Doch der Umsatz fördert eines klar zu Tage, das Geschäft kann auf alle Fälle rentabel betrieben werden. Wenn man eine Handelsmarge von 50% in Abzug bringt und von einem ungefähren Erlös von CHF 20 Mio. ausgeht, entfallen bei 109 Mitarbeitern pro Kopf rechnerisch rund CHF 183’000.00 an Verdienst, Kosten für Miete, Lager, Abschreibung und weitere Kosten einmal aussen vor. Wenn ein neuer Käufer das Personal nur in geringen Masse reduziert und Kosten für Lager nach aussen abwälzt, müsste das Geschäft doch eigentlich rentabel betrieben werden können.

Die Migros hat in den vergangenen 9 Jahren mit viel Engagement ein Filialnetz von 28 E-Bike-Geschäften unter dem Label „m-way“ in die Höhe gestemmt. Mit all den Millionen, die der Migros zur Verfügung steht, scheint das auch kein grosses Kunststück. Ob und wie sich das Geschäft weiterentwickeln lässt, ist zur Zeit fraglich. Mit Geld geht es natürlich immer, will man aber Kunden für sich langfristig und nachhaltig gewinnen, muss ein neues und verändertes Konzept her und ein Eigentümer, der nahe bei der Bike-Branche ist und sie kennt. Mit viel Geld hat man die vergangenen Jahre ein Filialnetz künstlich aufrechterhalten, das nach Insider-Aussagen nicht aus eigener Kraft zu finanzieren gewesen wäre. Nun soll das Geschäft ein Neuer übernehmen und es richten. Wenn ein solides Unternehmen nahe bei der Bikebranche ist oder sogar Teil von ihr und die Mechanismen der Branche gut kennt, hat es gute Chancen mit einem etwas angepassten Konzept die m-way-Filialen in die Profitabilität zu führen.

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