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Schweizer Eishockey 20/21: Eine unberechenbare Saison

Corona wird uns noch lange begleiten, egal ob wir wollen oder nicht. Besonders darunter leiden wird das Eishockey, wenn die Saison denn überhaupt zu Ende gespielt werden kann.

von Urs Berger

Weltweit werden die Eishockey Meisterschaften unter speziellen Umständen gestartet. Das Covid-19 Virus ist immer noch präsent und wird diese und womöglich auch die Saison 2021/2022 prägen. Mit viel weniger Zuschauern, keinen Gästefans und auch mit gewissen Einschränkungen bei den Verpflegungsmöglichkeiten. All dies wird auf die Klubs Auswirkungen haben. Ob das Virus den einen oder anderen Klub dahinraffen wird, ist abzuwarten und nicht auszuschliessen. Ein erneutes Spielen ohne Zuschauer würde allen Beteiligten wohl das Genick brechen. Da ist die Bundeshilfe nur ein Tropfen auf den heissen Stein.

Kein Absteiger, kein Favorit und Übergangssaison
Kommen wir jedoch zum sportlichen Aspekt der Meisterschaften. Gibt es Favoriten auf den Schweizer Meister Titel? Gibt es einen Aussenseiter, welcher eine Cynderella Geschichte schreiben wird? Welches Team hat die besseren Ausländer verpflichtet und wie wirken sich die verschiedenen Trainer Rochaden an der Bande aus? Die Ausgangslage ist spannend, unübersichtlich und teilweise auch chaotisch.

Spannend, weil sich kein Favorit herauskristallisieren lässt. Der EV Zug, die ZSC Lions und mit Abstrichen auch der SC Bern, der HC Davos oder der Lausanne HC können zu diesem Kreis gezählt werden. Mit den neu eingeführten Pre-Play-offs kehrt ein weiteres Element zur Attraktivität und Spannung in die Liga ein. Um diese werden wohl der EHC Biel-Bienne, die SCL Tigers, der HC Lugano und der HC Ambrì-Piotta kämpfen. Als Aussenseiter um einen dieser begehrten Plätze tummeln sich die SCRJ Lakers.

Unübersichtlich ist die Situation deshalb, weil verschiedene Teams die Vorbereitungen auf die neue Saison auf dem Eis unterbrochen haben. Wie weit der Formstand der einzelnen Teams tatsächlich ist und wie sich dieser entwickeln wird ist offen. Es würde nicht erstaunen, wenn zu Beginn der Saison die Meisterschaft sehr ausgeglichen erfolgen würde.

Chaotisch kann die Saison werden, wenn ein Kanton entscheidet, ein Meisterschaftsspiel abzusagen oder zu verschieben. Wie würde die Liga hier entscheiden? Würde sie die Möglichkeit in Betracht ziehen auch die Meisterschaft für die anderen Teams zu unterbrechen? Vor allem mit dem Blick nach vorne, sprich auf die letzten Runden der Meisterschaft, müssten hier bereits Szenarien vorbereitet sein, um solche Absagen zu vermeiden oder zu verhindern.

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Bleibt Conz die Nr. 1 im Tor von Ambri? - hier Yannick Zehnder (EV Zug) gegen Torhüter Benjamin Conz (1, Ambri) und Cedric Hächler (17, Ambri) (Quelle: imago images/Just Pictures)

Ambrì mit  Routine und Umbruch
Die Leventiner bauen den Kader weiterhin um. Nach den Abgängen von Fabio Hofer (EHC Biel), Nik Plastino (HC Bozen), Daniel Manzato (Servette) und Igor Jelovac (Lakers) wurden jüngere Spieler aus dem eigenen Nachwuchs geholt. Karim Del Ponte, Filippo Franzoni und Davide Gaeta werden in der ersten Mannschaft an das höhere Niveau herangeführt. Ob sie die ganze Saison bei Ambrì spielen werden, ist jedoch offen.

Interessant ist der Zuzug von Simon Marha. Der Sohn von Josef Marha (Davos) weckt Erinnerungen an seinen Vater. Dieser war jahrelang eine prägende Figur im Davoser Team und  mehrfach entscheidend für den Gewinn von Meisterschaften. Sein Sohn wird voraussichtlich das erste Mal in einer Top Liga spielen. In der letzten Saison kam er in Schweden in der J18 Elit mit Lidingö Wikings in 22 Spielen zu 16 Punkten.

Auf der Ausländer-Position stösst von JYP aus Finnland Juöllius Nättinen in die Leventina. Der 23-jährige Finne kann sich für Ambrì auszahlen. Er setzt offensive Akkzente, vergisst jedoch nicht die defensive Arbeit. Mit seinen 55 Punkten und einer +19 Billanz in der letzten Saison bei JYP stellte er dies unter Beweis.

Nach dem Abgang von Daniel Manzato stösst Damiano Giacco von den SCL Tigers in die Leventina. Dort trifft er auf Benjamin Conz welcher in den letzten Jahren des Öfteren Leistungsschwankungen zeigte. Hier könnte sich ein hochstehendes Duell um die neue Nummer Eins entwickeln. Gerade weil er nicht die unumstrittene Nummer Eins bei den Emmentalern war, wechselt Ciacco in die Leventina, was wiederum Conz anstacheln dürfte.

Der neue Trainer der Berner: Don Nachbaur (Quelle: imago-images / Just Pictures / Andrea Branca)

Noch-Meister Bern mit neuem Coach, Sportchef und alten Weinen
Nur dank dem Abbruch der Saison können sich die Berner immer noch Meister nennen. Dies ist jedoch das einzige Positive der vergangenen Saison. Begonnen hat das Desaster für den SC Bern bereits in der so wichtigen frühen Phase der Meisterschaft bis Ende Oktober. Der neu verpflichtete Niklas Schlegel vermochte in keiner Weise Leonardo Genoni zu ersetzen. Zu oft wurde er von den Mitspielern im Stich gelassen oder patzte in wichtigen Situationen. Nach seinem Abgang und der Verpflichtung von Tomi Karhunen kehrte ein wenig Stabilität im Tor zurück. Jedoch reichte dies am Ende nicht mehr aus.

Dazu kam, dass Kari Jalonen zu lange durch Marc Lüthi nicht in Frage gestellt wurde. Ein klarer Schnitt weg vom durchaus kompetenten und fachlich hochstehenden Coach hin zu einem jüngeren hätte vielleicht die Saison noch gerettet.

Mit Florence Schelling als Sportchefin und Don Nachbaur als neuer Trainer wurde die sportliche Führung ausgewechselt. Die beiden werden für das nötige Gewicht im sportlichen Bereich sorgen und sich gegen CEO Marc Lüthi durchzusetzen wissen. Interessant ist auch, dass Mark Streit und Roman Josi in ihren Jugendklub investiert haben. Dies könnte darauf hinweisen, dass Lüthi sich auf einen Abgang beim SC Bern vorbereitet. Immerhin steht der CEO nun in seiner 22. Saison am Ruder des Stadt Berner Klubs.

Das schlechte Abschneiden hatte auch auf den Kader gewisse Auswirkungen. Die Mehrheit der Spieler wird bleiben, doch auf den Ausländerpositionen bleibt kein Stein auf dem anderen. Die arrivierten Spieler Andrew Ebbet (Rücktritt?), Mark Arcobello (Lugano) und Jan Mursak (Frölunda)  gingen. Neu kommen der Schwede Ted Brithén (Rögle) und Dustin Jeffrey (Lausanne HC). Damit könnten die Berner noch mindestens einen weiteren Ausländer verpflichten. Durch den späten Saisonstart in der NHL könnte John Tavares ein Thema werden, welcher bereits während des letzten Lock-Outs in Bern engagiert war.

Mit den ehemaligen Zugern Miro Zryd und Thomas Thiry wird die Verteidigung verjüngt. Dazu kommen Thierry Bader (Davos), Jan Neuenschwander (Biel) und Kyen Sopa (Erie Otters) im Sturm. Im Tor wird Philip Wüthrich (Langenthal) Pascal Caminade (zu Langenthal) ersetzen. Ob diese Wechsel genügen, um den SC Bern wieder an die Spitze des Schweizer Eishockey zu führen, darf in Frage gestellt werden. Der (Noch-)Meister wird diese Saison eher als Übergang in eine neue Ära nutzen.

Der neue Trainer in Biel: Lars Leuenbergerbaur (Quelle: imago-images / Just Pictures)

Biels wichtigster Kampf findet neben dem Eis statt
Erneut zeigte der EHC Biel eine beherzte und ausgezeichnete Saison. Die Stabilität des Klubs wurde zu seiner grössten Stärke Auf und neben dem Eis agieren die Seeländer besonnen und ruhig. Vor allem Sportchef Martin Steinegger führt die sportliche Abteilung ruhig und unaufgeregt. Ihm gebührt ein grosser Anteil des bisherigen Erfolges.

Mit Antti Törmänen als Coach haben die Bieler einen sehr guten Ausbilder an der Bande. In den letzten drei Jahren führte er den Klub in die Play-offs, zwei Mal davon ins Halbfinale. Für ihn gehen die Spieler durch das Feuer. Dies werden sie auch in der kommenden Saison tun. Im August verkündetet der EHC Biel dass Antti Törmänen in diesem Jahr nicht als Coach amten wird. Beim Finnen wurde Krebs festgestellt und der Heilungsverlauf wird ihn daran hindern, in Biel zu sein. Törmänen wurde durch seinen Freund Lars Leuenberger ersetzt. Eigentlich hätte Leuenberger eine Stelle als Assistentscoach in Bern gehabt. Doch da er bei der Wahl des neuen Coaches (erneut) übergangen wurde, unterschrieb er für die neue Saison beim EHC Biel. Törmänen wird jedoch die Führung der Mannschaft behalten und Leuenberger wird im Sinne des Finnen agieren. Dies klappte bereits in Bern als Törmänen zusammen mit Leuenberger die Meisterschaft gewann. Wieso sollte dies in Biel nicht auch möglich sein?

Auf dem Eis ersetzte Martin Steinegger Jonas Hiller (Rücktritt) mit Joren Van Pottelberghe (Davos). Der talentierte Torhüter konnte beim HC Davos sein Potential nicht zeigen. Dies wird er jedoch müssen, um die Bieler im Rennen um die Play-Off Plätze zu halten. Daneben unternahm der Sportchef noch einige wichtige Retouschen vor. So wurde Peter Schneider (HC Kometa Brno) durch Fabio Hofer (HC Ambrì-Piotta) ersetzt. Von Rivale Lausanne angelte man sich Petteri Lindbohm.

Neben Hiller trat auch das Herz und die Seele des EHC Biel zurück. Während Jahren führte Mathieu Tschantré die Mannschaft als Captain. Diese Lücke zu schliessen, wird nicht einfach sein.  Mit Kevin Fey könnte aber ein Nachfolger bereit sein. Nach dem Transfer von Jan Neuenschwander zu den Mutzen muss das Captain Team so oder so neu gebildet werden. Ob sich Damien Brunner, Luca Cunti oder Samuel Kreis dafür aufdrängen können, bleibt abzuwarten.

Ohne Spenglercup in finanzieller Schieflage? Im Landwassertal könnte die finanzielle Situation in den kommenden Jahren knifflig zu lösen sein. Dies dann, wenn der Spenglercup nicht durchgeführt werden könnte. Dieser Anlass ist für den HC Davos überlebenswichtig und eine Absage dieses Turniers würde den Klub in arge Nöte bringen. Auch deshalb verzichtete Raeto Raffainer auf namhafte Zuzüge und verstärkte den Kader nur punktuell. So kommt für Torhüter van Pottelberghe (Biel) Robert Meyer (Genf). Der Finne Teemu Turunen (HIFK) ersetzt den Schweden Mattias Tedenby (HPK). Von den Portland Winterhwaks stösst vorübergehend Simon Knak zum HC Davos. Sobald in Nordamerika die Saison in den Juniorenligen wieder beginnt, wird der 18-jährige Zürcher wieder zu seinem Team zurückkehren. Dennoch könnten die Davoser vorne mitmischen. Dies verdanken sie vor allem Trainer Christian Wohlwend und Sportchef Raeto Raffeiner. Beide kennen sich aus der Vergangenheit bei Swiss Ice Hockey. Und dann gibt es im Notfall auch Joe Thornton. Der Kanadier, welcher mit einer Davoserin verheiratet ist, könnte seine Karriere im Landwassertal beenden. Die Klubführung würde ihn sicher nicht abweisen.

Calvin Städter reformieren sich
Als die Genfer im Verlaufe des Sommers mitteilten, dass Chris McSorley nicht weiter Sportchef bei ihnen sei, ging ein Raunen durch die Eishockey Schweiz. McSorley war Genf und Genf war McSorley. Nun soll diese Zeit vorbei sein? Dies wird für die vielen Anhänger am Ende des Lac Léman nicht einfach zu verdauen sein. Dennoch ist dieser Wechsel wichtig. Wie früher der Reformator Johannes Calvin wollen die Adler ihr Eishockey reformieren. Ein erster Schritt tat das Management bereits letztes Jahr mit der Ernennung von Patrick Emond als Trainer. Der Neo-Coach in der National League konnte von Beginn an überraschen. Mit dem vierten Platz übertraf er die Erwartungen und integrierte erst noch einige junge Spieler in der ersten Mannschaft.

Nach dem Abgang von Robert Mayer (Davos) kam Daniel Manzato (Ambrì-Piotta). Dies wird Gauthier Descloux die unbestrittene Nummer eins im Tor bringen. Manzato wird den talentierten 24-järigen unterstützen und fördern. Sollte Descloux einmal nicht in Form sein oder ein schwieriges Spiel haben, wird Manzato für diesen einspringen.

Mit Joel Vermin (Lausanne) verpflichteten die Calvin Städter einen Stürmer, welcher vor dem gegnerischen Tor für viel Unruhe sorgen wird. Zusammen mit Linus Omark (Salavat Yulaev Ufa) und Noah Rod in einer Linie wäre für viel Tempo in der Offensive gesorgt.

Die vielen Abgänge im Kader der Calvin Städter könnte auch ein Zeichen sein, dass die Adler in Zukunft den Kader noch weiter auf junge Spieler ausrichten will. Mit dem ehemaligen Elite Junioren Trainer Patrick Emond steht der richtige Mann an der Bande um diesen Beginn auch in der Zukunft erfolgreich umzusetzen.

Drachen speien kein Feuer mehr – Für immer «Titellos»?
Die letzten Jahren hätte Fribourg-Gottéron die Möglichkeit gehabt, Meister zu werden, gingen jedoch meistens mit wehenden Fahnen unter. Die Trainer kamen und gingen, doch gebracht hat dies nicht viel. Nun startet Christian Dubé von Beginn an mit dem Doppelmandat als Trainer und Sportchef.  Unterstützt wird er von seinem Freund Pavel Rosa und Torhüter-Legende David Aebischer. Doch wird diese Doppelbelastung nicht zu viel für den charismatischen Dubé?

Mit Tristan Vauclair und Ralph Stalder gaben zwei prägende Figuren der Drachen am Ende der Saison ihren Rücktritt bekannt. Flavio Schmutz wechselte in das Emmental und Ludovic Waeber nimmt die Herausforderung bei den ZSC Lions als Backup von Lukas Flüeler war. Mit David Aebischer (nicht verwandt mit dem Torhütertrainer) und Gaetan Jobin (nicht verwandt mit David Jobin) verpflichtete Dubé zwei junge Talente, welche eine interessante Zukunft vor sich haben. Beide kehren aus Nordamerika zurück und werden in ihrer Entwicklung einen weiteren Schritt nach vorne tun. Als Backup für Reto Berra wurde Connor Hughes (Rockets) verpflichtet.

Mit der Verpflichtung von Chris DiDomenico könnte sich Sportchef Christian Dubé indes ein «enfant terrible» eingehandelt haben. Zuletzt machte der begnadete Stürmer der SCL Tigers negativ Schlagzeilen und war teilweise vom Training mit den Tigers suspendiert. „DiDo“, wie er oft liebevoll genannt wird, ist ein Spieler der in guten Zeiten an Dubé erinnert, in schlechten allerdings an Todd Elik. Welches Gesicht werden wir wohl in der Saison zu sehen bekommen?

Der neue Coach der Tigers: Rikkard Franzén (Quelle: imago-images / Just Pictures)

Emmentaler Liebhaber Bühne mit neuem Bandenchef
Zu lieb, zu nett, zu wenig hart. Diese Attribute wurden oft herumgereicht in den letzten Jahren wenn die Rede von den SCL Tigers war. Ob diese zutreffen oder nicht, lasse ich bewusst offen, sie könnten sich nämlich in der kommenden Saison als unnötig erweisen. Wieso? Weil in diesem Jahr kein Absteiger ermittelt wird und die Emmentaler damit auch mit diesen Attributen nicht absteigen können.

Dies ist wichtig für die Emmentaler. Sie starten mit nur zwei Ausländern in die neue Saison. Aaron Gagnon (MoDo) und ihr Leitwolf Chris DiDomenico (Fribourg) sind gegangen. Mit den Zuzügen von Flavio Schmutz ( Fribourg) und  Gianluca Zaetta (Academy) wurde der Kader nur punktuell ergänzt. Ob Zaetta aber Torhüter Ivars Punnenovs bedrängen kann und über den Status als Nummer Zwei herauskommen wird, bleibt fraglich.

Die wichtigste Änderung nehmen die Langnauer indes auf der Trainerposition vor. Nach dem Abgang von Heinz Ehlers übernimmt Rikkard Franzén die Position als Headcoach. Dieser Wechsel wird nicht unmittelbar zu seinem anderen Spielstil führen. Leichtere Anpassungen im System werden jedoch erkennbar sein. Es bleibt abzuwarten, ob die Tiger über den elften Platz hinauskommen können und sich für die Pre-Play-Offs qualifizieren.

Hoffnungsträger Cory Cornacher (Quelle: imago-images / Just Pictures)

Lausanne hat ausgemistet – 17(!) neue Spieler und neuer Coach
Mit dem letzten Kapitel in der Geschichte um Joel Vermin schloss der Lausanne HC eine turbulente Off-Season ab. Der begnadete Stürmer verliess die Waadtländer, nachdem er sich eine heftige Auseinandersetzung mit Torhüter Luca Boltshauser geliefert hatte, welche medial ausgeschlachtet wurde. Diesen Abgang werden die Löwen noch schmerzlich spüren.

Mit der Verpflichtung von Cory Conacher (Syracuse Crunch) holten die Waadtländer einen alten Bekannten in die Schweiz zurück. Bereits mit dem SC Bern konnte Conacher Ausrufezeichen setzen und war mit ein Grund, dass die Berner 2016 wieder einen Titel feiern konnten. Ebenfalls eine Vergangenheit mit dem SC Bern hat Justin Krueger. Der beinharte Verteidiger erhielt in Bern keinen neuen Vertrag und wechselte an den Lac Léman.

Mit Brian Gibbons (Charlotte Checkers) und Mark Barberio (Colorado Avalanche) erfährt das Team einen weiteren wichtigen Upgrade sowohl defensiv wie auch offensiv. Mit Tim Bozon (Genf), Matteo Nodari (Lugano) und Mauro Jörg wird es auf dem Eis vermehrt rumpeln. Die drei Spieler wissen, wie sie checken müssen und das eine oder andere Mal dem Gegner mit den Fäusten antworten.

Mit Craig McTavish als Nachfolger von Ville Peltonen kehrt das rauhe, urchige Eishockey in die Vaudeoise-Arena zurück und wohl auch der eine oder andere Unterhaltungswert für die Medien. McTavish gilt unter den Trainern als Schleiffer und als Mensch, der den Spielern unverblümt die Meinung sagt. Nicht alle Spieler werden wohl damit umgehen können.

Was kann Serge Pelletier bewirken? (Quelle: imago-images / Just Pictures)

Stillstand ist kein Fortschritt – Wird Serge Pelletier scheitern?
Die Frage ist nicht ob Serge Pelletier scheitern wird. Die Frage ist nur wann. Dies ist nicht despektierlich oder frech gemeint. Sie folgt nur einer gewissen Logik. Bis anhin konnten die hohen Erwartungen der Fans in Lugano nie von einem Trainer erfüllt werden. Irgendwie sind diese in der Ära von Jon Sletvoll (1983- 1992) gefangen. Nur Jim Koleff gelang es, das Grande Lugano Sletvolls kurz aufleben zu lassen. Und seit dieser Zeit ist ein Kommen und Gehen an der Bande der Südtessiner. In den letzten 10 Jahren wurden insgesamt 13 verschiedene Trainer verpflichtet und wieder entlassen.

Mit Sportchef Hnat Domenichelli hat der Neue an der Bande einen wichtigen Verbündeten. Doch wenn die Tifosi im Sottoceneri ihr Temperament nicht zügeln können, wird Pelletier auch diese nichts nützen. Mit Mark Arcobello (Bern) lockte der Sportchef indes einen Leader auf und neben dem Eis ins Tessin. Dafür musste Linus Klasen (Lulea) gehen. Mit David McIntery traf es einen weiteren wichtigen Spieler.

Dafür verpflichtet Domenichelli den Stürmer Daniel Carr (Milwaukee Admirals) und Verteidiger Tim Heed (San Jose Sharks). Für viel Gesprächsstoff sorgte die Verpflichtung von Mikkel Bödker (Ottawa Senators). Der Däne, der 2008 in der ersten Runde des Drafts an der 8. Stelle von den Phoenix Coyotes gezogen wurde, brach seine Zelte in Nordamerika ab. Ob der Spektakel-Stürmer im Tessin glücklich wird, ist offen. Vor allem weil der neue Trainer Pelletier aus einer sicheren Defensive agieren will. Bödker seinerseits ist kein Defensiv-Arbeiter.

SCRJ Lakers gefangen im Tunnelblick?
Die graue Maus der Liga muss endlich einen Schritt nach vorne tun, nicht nur wegen den Fans und Sponsoren, sondern auch im Sinne der Liga. Seit dem Wiederaufstieg vor drei Jahren haben die St. Galler keine grossen Stricke zerrissen. Zwei Mal in Folge schlossen die Lakers auf dem letzten Platz ab. Nun sollte der Schritt hin zu den Pre-Play-Offs stattfinden. Dies würde bedeuten, dass die Lakers mindestens auf den 10. Platz vorstossen müssen. Doch mit dem kaum veränderten Kader wird dies eine Herkules-Aufgabe werden.

Mit den Abgängen von Roman Schlagenhauf (GCK Lions), Juraj Simek (Kloten), Casey Wellman und Danny Kristo (beide Kunlun) verloren die Rosenstädter einiges an Potential. Dem gegenüber stehen die Zuzüge von Steve Moses (Jokerit), Nando Eggenberger (Davos) und Julian Payr (Ambrì). Ob dies reichen wird? Wohl kaum. Obwohl Andrew Roe,  Roman Cervenka und Kevin Clark bleiben, reicht dies nicht um vom letzten Platz der Liga weg zu kommen.

… und dann kam Rikard Grönborg
Mit der Verpflichtung von Rikard Grönborg zu Beginn der letzten Saison setzte Sven Leuenberger als Sportchef ein klares Zeichen. Der Schwede konnte die ZSC Lions im ersten Viertel der Qualifikation stabilisieren und schaffte es, in der verbleibenden Zeit seinem Team seine Handschrift zu verpassen. Zu Recht schlossen die Stadt-Zürcher vor dem EV Zug die Qualifikation auf dem ersten Rang ab.

Dieser Qualifikationssieg hatten sie auch Pius Suter zu verdanken. Der 24-jährige Stürmer war die Zuverlässigkeit selbst in den Spielen. Mit der Unterschrift unter seinen neuen Vertrag mit den Chicago Blackhawks ging ein Seilziehen um den Verbleib im Team bis zum Start der neuen NHL Saison einher. Die Zürcher blieben stur und verunmöglichen Suter die nötige Spielpraxis zu halten.

Dies hatte sicher auch mit der Verpflichtung von Sven Andrighetto (Avangard Omsk) zu tun. Der neue Stürmer wechselt für fünf Jahre zu den Zürchern und soll pro Jahr um CHF 700`000.— verdienen. So gesehen kann die Entscheidung nachvollzogen werden. Ansonsten blieb der Kader zusammen. Rikard Grönborg wird auf ein stabiles und eingespieltes Team treffen, welches keine Angewöhnungszeit mehr an sein System benötigt.

Endlich wie 1998?
Seit 1998 wartet der EV Zug auf einen weiteren Titelgewinn. In den letzten Jahren waren die Zuger immer nahe am Erfolg. Am Ende fehlte ihnen der Exploit, das gewisse Etwas, um diesen Titel zu feiern. Der Wille ist da, die Spieler sind auf den Titel heiß, doch gelingen will dies einfach nicht. Die Frage nach dem Warum drängt sich auf.

Die wenigen Korrekturen der Zuger, insgesamt verliessen den Klub fünf Spieler, scheinen keine grosse Lücke zu reissen. Oscar Lindberg (Dynamo Moskau), Miro Zryd und Thomas Thiry (beide zu Bern) sind zu verkraften. Dazu kommt noch Tobias Geisser welcher spätestens auf die NHL Vorbereitungscamps Mitte November das Team verlassen wird. Fabian Schnyder hat seinen Rücktritt erklärt und wird dem Team in der einen oder anderen Situation fehlen.

Dafür verpflichteten die Zuger Calvin Thürkauf (Cleveland Monsters). Der Stürmer soll vor dem Tor für mehr Kaltblütigkeit sorgen. Die Frage ist jedoch, ob er den Zugern erhalten bleibt. Den Thürkauf hat eine Ausstiegsklausel für die NHL in seinem Vertrag. Sollte er ein Angebot erhalten, wird er sicher seine wohl letzte Chance noch einmal nutzen wollen.

Von den Edmonton Oilers kommt Ryan McLeod zu den Zugern. Auch er ist wie Tobias Geisser nur ausgeliehen. Die Chancen, dass der bald 21-jährige Stürmer die ganze Saison im Dress der Zuger spielen wird, ist gross, bestritt er doch die vergangene Saison bei den Bakersfield Condors in der AHL.

Und wenn alles schief geht?
Die wohl wichtigste Frage, die es zu beantworten gibt, ist wohl, ob die Saison überhaupt zu Ende gespielt werden kann. Und wenn nein, was danach geschieht. Es ist schwer vorauszusehen, wie es weiter gehen könnte. Würde die Liga die Saison kürzen und wie in der NHL den Rest der Saison in einer Bubble spielen wollen? Oder würde die Liga entscheiden, die Spiele und die Punkte in die nächste Saison zu übernehmen? Und was geschieht mit den Klubs, was mit den gelösten und bezahlten Saisonabonnements, was mit den Sponsoren-Geldern?

All diese Fragen werden aktuell, wenn in der Saison die Covid-19 Zahlen wieder ansteigen würden. Dann droht dem Spitzen Eishockey in der Schweiz der Infarkt. Kein Klub hätte die Mittel und die Kraft, die Löhne der Spieler zu zahlen, den Sponsoren und den Fans das Geld zurückzuerstatten. Da würde auch keine Kurzarbeitsentschädigung helfen. Der Schaden wäre immens. Doch wie sagt die bekannte Redensart, die wohl nur wenig tröstet „Die Hoffnung stirbt zuletzt“. Hoffen wir dass die Saison so normal wie möglich über die Bühne gehen wird. Für den Sport. Für die Spieler. Für die Fans.

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