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Engadin: Genussbiker willkommen

Eine wunderschöne Natur zu erhalten und für Mountainbiker dennoch zugänglich zu machen: Diesen Spagat zu schaffen, versuchen die Tourismusverantwortlichen im Engadin mit viel Feingefühl. Sie riskieren dabei, als Bikerdestination unglaubwürdig zu sein. Die Ferienregion hat an Schönheit und Gastfreundschaft mehr zu bieten als alle anderen, aber ob sie zur Topdestination bei den Bikern aufsteigt?

von Rolf Fleckenstein

Auf den Trails durchs Oberengadin duftet es süsslich würzig, als hätte ein internationaler Sternekoch ein einzigartiges Gedicht gezaubert. Die Arven, Alpenrosen, Blumen und Kräuter verbreiten ihre wohlriechenden Düfte, als wollten sie ihre Besucher damit betören. Doch nicht nur der Geruchsinn wird verzaubert. Wer vom Julierpass ins Tal nach Silvaplana runterfährt, erblickt ein Bild, das schöner nicht sein könnte. Vor den Augen baut sich eine wunderbare Szenerie auf. Wie riesige Smaragde glitzern die dunkelblauen Seen auf der Hochebene und betten sich sanft in die weite von Bergen eingerahmte Landschaft ein, die sie umringt wie eine Krone. Diese märchenhafte Schönheit und diese bezaubernden Düfte rühren die Seele. Ein Tal, das von Gott geschaffen wurde, die Menschen zu verzaubern. Zu solcher Poesie vermag dieses malerische Bergparadies auch Biker verleiten.

Bikerparadies?
Doch sollen Biker hier Ferien machen und wenn ja, welche? Vor gut vier Jahren hat man im Engadin Tourismus begonnen, sich Gedanken dazu zu machen, nebst den Wanderern auch Mountainbiker ins Tal zu locken. Als Folge davon ist ein Masterplan entstanden, der zu zahlreichen Angeboten und Trails für Biker geführt hat, mit dem Ziel bis 2015 zur Topdestination unter den Bikedestinationen zu werden. Jahre zuvor hatten andere Alpenregionen im In- und Ausland mit dem Liftservice für Bikes erfolgreich Biker zu sich geholt, die nun das Vergnügen hatten, die Berge runter zu rollen. In den letzten Jahren haben sich auch im eigenen Kanton Graubünden Destinationen wie Flims oder Lenzerheide zu regelrechten Topspots der Bikerszene entwickelt, die mit zahlreichen Touren, attraktiven Bikerevents und umfassenden Bikeservice von sich Reden machten. Heute ist es Standard, dass man in diesen Regionen mit dem Bike auf die Bahn kann, um vom Gipfel wieder ins Tal „down“ zu „hillen“. Nach-dem ich auf der Homepage gelesen hatte, dass man auch im Engadin mit dem Bike die Bahnen nutzen kann, staunte ich nicht schlecht, als ich vor Ort realisierte, dass dies lediglich für die Bahnen gilt, die auf die Corviglia führen. Alle anderen Bahnen sind nach wie vor den Wanderern und Ausflugstouristen vorbehalten: Kein Bikelift auf die Diavolezza, die Lagalb, die Muottas Muragl oder den Corvatsch. „Was wollen denn die da oben?“, dachte ich. Wollen sie die Biker oder wollen sie die Biker nicht? Mit diesem halbherzigen Angebot wird’s sicherlich nicht funktionieren! Downhiller und Freerider, die man mit Bergbahnservice anzieht, werden nicht kommen, ein echter Biker-Tourismus kann sich so nicht entfalten. Mit dieser gefassten Meinung und dieser widersprüchlich wirkenden Handhabung der Bikerbedürfnisse konfrontierte ich auch die Tourismusorganisation. Sara Roloff, Leiterin der PR bei der Tourismusorganisation, nahm zu meinen Einwänden Stellung. Sie erklärte mir zum einen, dass die Umsetzung laufend durchgeführt und perfektioniert würde, denn sie wollen auch ein perfektes Erlebnis für den Gast gewährleisten und nicht eine um die andere Bahn auftun, ohne eine genügende Infrastruktur bereitgestellt zu haben. Zum anderen sagte sie mir, dass ihr Kunde auch nicht der junge Freeride-Biker ist, wie man ihn in Flims oder der Lenzerheide antrifft, sondern der „Genussbiker“. Das macht das Handeln der Region nun natürlich verständlicher, ob das aber dem Bedürfnis der Biker gerecht wird, da mache ich ein grosses Fragezeichen. Auch ältere Biker und gerade Genussbiker wollen ein möglichst grosses Angebot an Touren haben und natürlich mit so viel Komfort wie möglich verbunden. Man lässt sich aber offensichtlich Handlungsspielraum bei der Gestaltung des Bikeangebotes und einem möglichen Ausbau des Bikenetzes. Aktuell ist man bei der Abklärung, ob man den Piz Nair für Biker per Bahn zugänglich machen will oder nicht. Auch die Diavolezza halte ich für prädestiniert als Bikermountain. Ab dem aktuellen Status Quo schüttle ich den Kopf. Und auch andere Einheimische sind mit der Politik nicht einverstanden. Zahlreiche einheimische Biker, die es rocken lassen wollen, weichen deshalb heute etwas verzweifelt vom Oberengadin ins 50 km entfernte Livigno aus, das mit Bikeparks und ultratiefen Preisen lockt. Ich hoffe sehr, dass die Tourismusorganisation bei der Bikerinfrastruktur noch einen deutlichen Zahn zulegt, andernfalls wird nichts aus dem Ziel Top-Bikerdestination Engadin.

Gästeservice ist top!
Nebst der wunderschönen Natur, die das Engadin zu bieten hat, besticht die Ferienregion durch einen einmaligen und weit verbreiteten Firstclass-Service bei der Bedienung ihrer Gäste. Im Engadin begegnen Gäste in der Regel stets freundlichen und zuvorkommenden Gastgebern, das ist eine klare Stärke des Engadins. Insbesondere die Hotellerie und die Wirte wissen, Ihre Gäste willkommen zu heissen und zu verwöhnen. Darüber hinaus ist das Gastro- und Hotelangebot unschlagbar. Alleine sechs 5-Sternehotels finden sich in St. Moritz, in Pontresina noch eines und ein weiteres in Sils – das ist die höchste Luxushoteldichte in der Schweizer Alpenwelt – daneben zahlreiche hervorragende Erstklasshotels bis hinunter zur Jugendherberge, die in St. Moritz ebenfalls top ist in Qualität und Preis. Natürlich findet sich im gehobenen Segment mitunter auch eine etwas steife Kultur, in der man auf die Etikette und das Benehmen achtet und die nicht so ganz zum Biker passen mag. Als Gast fühlt man sich in solchen Häusern immer so lange „geduldet“, solange man sich benimmt: Wohlsein geht anders.

Giardino Mountain
Das dies Luxushotels anders können, will ein neues Haus beweisen, das letzten Winter eröffnet hat: Das neue 5-Sternehotel „Giardino Mountain“. Es will nicht so sehr auf Äusserlichkeit setzen dafür viel mehr auf Herz. Die Gäste sollen sich hier wohlfühlen. Von aussen wirkt es klein und liebevoll, dahinter verbirgt sich aber ein richtiges Dorf von Engadinerhäusern, die miteinander verbunden sind. Die Zimmer sind topmodern gestylt, aber nicht pompös, nicht überladen, etwas also auch für den jüngeren, moderneren Gast. Hier können sich selbst Biker wohlfühlen und mit Preisen ab Fr. 225.00 die Nacht auch zahlen. Mit Katrin Rüfenacht ist eine junge, charmante Gastgeberin vor Ort, der es zuzutrauen ist, genau diesen persönlichen Lifestyle zu leben. Das Giardino füllt hier eine klare Lücke zu den sonst grossen, stattlichen 5-Sterne-Klötzen, die mit ihrer Exklusivität-Etikette und ihrem Prunk für einfache Biker gerne abschreckend wirken. Das Engadin ist von seiner Eigenart her in Wahrheit nämlich sehr herzig, bezaubernd, wunderschön und doch bescheiden, ruhig und still, einfach eine Perle. Da passt so ein Boutique-Luxushotel sehr gut in diese Region. Luxus ja, aber nicht steif, nicht arrogant, sondern herzlich.

All in one Hotel Inn Lodge
Ein Tipp für Biker ist sicherlich das moderne All in One Hotel Inn Lodge in Celerina, das erst vor einigen Jahren eröffnet wurde und in sich Jugendherberge und Hotel vereint. Der Kunde entscheidet, ob er im Mehrbettzimmer wie in der Jugi, im Zimmer wie im Hotel oder im Studio wie in der Ferienwohnung übernachtet. Der moderne Bau und die lockere Stimmung ist Anlaufstelle zahlreicher Jungen und Junggebliebenen, die aufs Budget schauen müssen oder wollen und dennoch modern und hochwertig Ferienverbringen wollen. Ein absolut gelungener Kompromiss.

Kulinarischer Reichtum
Auch verhungern muss man im Engadin nicht, kulinarisch hat das Engadin extrem viel zu bieten. Gleich ob es ultraluxuriös sein muss und kann wie in Reto Mathis Restaurant „La Marmite“ auf der Corviglia, wo verschiedenste Kaviarkreationen zelebriert werden oder in Fernseh- und Sternekoch Daniel Bumanns Chesa Pirani in La Punt, gleich ob rustikal in zahllosen gemütlichen Beizen in den Dörfern bis runter zum neuen „Burger“-Laden „Secondo“ in St. Moritz, im Engadin findet man alles und das stets in einwandfreier Qualität. Mein Tipp: ihr solltet auf jeden Fall einmal abends oder über Mittag auf die Muottas Muragl essen gehen. Man isst sehr gut, wird freundlich bedient und hat einen Superausblick auf das Tal. Leider kostet der Spass schnell einmal über Fr. 100.00 pro Person, aber das ist es auf alle Fälle wert.

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