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Die Zweiradbranche leidet

Selten hat es so schlecht in der Zweiradbranche geklungen. Nur wer ausgesprochen einmalige Fahrzeuge anbietet, mit Spitzenpreisen operiert oder einen eigenen Lifestyle zelebriert, kann sich zur Zeit glücklich schätzen. Alle anderen fluchen über die Rückgänge beim Umsatz und es fragt sich ernsthaft, ob in naher Zukunft spürbare Besserung in Sicht ist.

von Rolf Fleckenstein

Seit Anfang Jahr liegen mir die Importeure der Zweiradbranche in den Ohren, die jammern, wie schlecht das Geschäft geworden ist und wie schleppend es insgesamt läuft. Gejammert wird zwar immer, auch auf hohem Niveau, aber so schlimm wie dieses Jahr, habe ich es noch nie erlebt. Und dann kam 2013 ein immerdauernder Frühling dazu, kalt und verregnet, der keine Lust auf Fahrradfahren machte, und der das Geschäft erst recht verhagelte. Das macht einem schon etwas Sorge, was bedeutet denn dies für die kommenden Jahre?

Die Statistik belegt den Rückgang
Seit Jahren machen den Importeuren von Fahrrädern der starke Franken bzw. der schlechte Eurowechselkurs Kummer, schluckt dieser doch die Marge weg, mussten die Importeure doch die Preise dem Euro-Einkaufstourismus wegen entsprechend gegen unten korrigieren. Dies hat den Konsumentinnen und Konsumenten bereits bessere Preise beschert. Nun hat der schlechte Frühling seine Spuren zusätzlich hinterlassen. Insgesamt verzeichnet man 2013 von Januar bis Juni bei den Motorrädern einen Rückgang von rund 9%. Bei den Fahrrädern kann man vermuten, dass es mindestens etwa gleich aussieht (Es gibt bei Fahrrädern keine amtlichen Fahrzeugzulassungen, diese werden vom Verband einmal jährlich erhoben, deshalb liegen bei den Fahrrädern aktuell noch keine Zahlen vor). Von Händlern und Importeuren wissen wir, dass es zwar Marken gibt, die zugelegt haben, diese fürchten jedoch bereits das kommende Jahr und solche, die bereits 2013 schwer zu leiden haben unter der zurückgegangenen Kauflaune bei den Zweiradkonsumentinnen und -konsumenten. Zweirad heisst eben „outdoor”. Man ist dem Wetter relativ schutzlos ausgesetzt. Wenn das nicht mitmacht, dann setzt die Branche logischerweise auch weniger Fahrzeuge ab. Das ist auch beim Ski so. Ohne Schnee keine Winterverkäufe. Roland Fuchs von der Schweizerischen Fachstelle für Zweiradfragen meint daraufhin, dass man immer wieder in der Vergangenheit solche Rückgänge beobachten konnte, die im Folgejahr jedoch wieder aufgeholt würden. Was aber spürbar wäre, seien dieses Jahr auch die schwächeren Verkäufe von Zubehör, Serviceleistungen, usw., mit denen die Händler einen Grossteil ihres Umsatzes machen. Der Sommer ist 2013 dafür umso herrlicher, was er aber an den verlorenen Absätzen wettmachen kann, ist noch offen.

Segmentierung von Kunden
Auch die Zunahme der Discounter hat den Markt in den letzten Jahren stark verändert. Seit Jahren nehmen Outlets und Discounter im Sport und im Fahrradbereich zu. Roland Fuchs stellt fest, dass man seit gut 5-8 Jahren beobachtet, dass sich zwei Kundengruppen entwickeln: Die einen sind sparsam, kaufen fast ausschliesslich nach dem Preis und wählen den Discounter. Die anderen suchen Qualität und gute Beratung und finden diese im Fachhandel. Und es gibt auch Kundensegmente, die noch viel zu wenig bearbeitet werden, denn auch das Produkt Fahrrad hat heute einen anderen Stellenwert als früher. Heute ist ein Fahrrad für Viele ein Lifestyle-Artikel, der dazu dient, Spass am Leben zu haben. Das gab es früher nicht. Das sind auch Chancen für Händler, die viel zu selten wahrgenommen werden. Insgesamt ist die Entwicklung vorteilhaft für die Kundinnen und Kunden: Die Preise sinken und die Vielseitigkeit der Produkte und Anbieter wächst. Fluchen tun vor allem diejenigen Anbieter, die unter der Kaufzurückhaltung leiden und das waren das erste Halbjahr viele.

Via Sicura: Angst vor nächsten Verkaufseinbrüchen
Um die Verkehrssicherheit in der Schweiz zu erhöhen hat der Bundesrat per 1.01.2013 erste Massnahmen in Kraft gesetzt, darunter die Massnahmen gegen Raser. Als Raser gilt, wer in der 30er Zone mit 40 km/h, innerorts (50 km/h) mit 50 km/h, ausserorts (80 km/h) mit 60 km/h und auf Autobahnen (120 km/h) mit 80 km/h Tempoüberschreitung unterwegs ist. Solche Delinquenten werden nun höher bestraft. Die Fahrzeuge können von der Polizei beschlag-nahmt werden und es stehen 1-4 Jahre Gefängnis auf dem Programm. Es geistern deshalb berechtigte Ängste herum, dass in Zukunft insbesondere beim Absatz sportlicher Motorräder grössere Einbussen drohen.

Insgesamt muss man für die Branche hoffen, dass es mit dem Wetter und der Kauflaune wieder aufwärts geht. Wer sich aber auf ein Anhalten der Krise vorbereitet und seine Strategien überdenkt und anpasst, hat wahrscheinlich bessere Chancen, in Zukunft Erfolg im Zweiradsektor zu haben.

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