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„Cilo“ und „Allegro“ erleben ein Revival!

Hier blutet das Herz jedes Patrioten und Nostalgikers beim Anblick des neuen Cilo Rennrades „Swiss Racer” im Stil, wie man es in den 70-er Jahren baute und kannte. Damals gab es keine Mountainbikes oder E-Bikes. Rennräder waren der Hipe. Mit dem Erwerb der Marken Cilo und Allegro holen die beiden Macher Alex Müller und Alex Faddoul ein Stück Schweizer Radgeschichte in die Gegenwart zurück und erwecken sie wieder zum Leben. Sie treffen damit jeden Schweizer Rad-Nostalgiker mitten ins Herz. Sie haben damit aber auch eine schwere Bürde auf sich geladen, denn die einstigen Vorzeigemarken wollen an ihre ruhmreiche Zeit anschliessen. Werden sie richtig in den modernen Markt eingeführt, wird aus dem Revival ein voller Erfolg.

von Rolf Fleckenstein

Das sind schon zwei Typen, die beiden Alex, die mit Ihrer Firma Colag AG seit Jahren Fahrräder und E-Bikes in die Schweiz importieren. Und sie sind ein tolles Team, die sich gut ergänzen, zum einen Alex Müller, der Ruhigere von beiden, der gestandene Jurist geht mit Sorgfalt und Bedacht an eine Sache, prescht nicht einfach drauf los, sondern überlegt sich immer gut, was er tut, und hat ein gutes Gespür für Chancen und Trends, und zum anderen Alex Faddoul, der Extrovertiertere von beiden, der stets offen, aktiv und umtriebig ist, immer am Telefon hängt und immer daran ist, mit viel Energie und Sympathie, neue Geschäfte an Land zu ziehen, neue Kunden zu gewinnen und das Geschäft voranzubringen. Es sind zwei echte Charaktertypen. So waren sie, als ich sie vor sechs Jahren traf, als sie die E-Bikes von Saxonette in der Schweiz auf den Markt brachten und so sind sie noch heute.

Cilo & Allegro erleben ein Revival
In der Zwischenzeit hat sich einiges bewegt, aus dem damaligen Importeur einer E-Bike Marke ist nun auch ein Fahrrad-Hersteller geworden, der mit einem kleinen, aber tollen Markenportfolio im Markt auftritt und Bikes und E-Bikes selbst herstellt und in der Schweiz vertreibt. Eines der packendsten Geschichten ist die Übernahme der legendären Schweizer Fahrradmarken Cilo und Allegro. Zugegeben man muss schon einige Jahre auf dem Buckel haben, aber wer in den 70-er Jahren gelebt hat, kennt die Marke Cilo. Sie war die Fahrradmarke schlechthin in der Schweiz. Radlegende Hugo Koblet hat auf Cilo den Giro d’Italia gewonnen – es wird einem fast ein wenig wehmütig ums Herz. Auch weitere bekannte Radrennfahrer der jüngeren Vergangenheit wie z.B. Beat Breu oder Tony Rominger haben mit ihr grosse Siege errungen. Die Marke hatte früher eine Bekanntheit und Akzeptanz in der Schweiz, wie man es heute gar nicht mehr kennt, und doch, so sagt mir Alex Müller, dass „7% aller Schweizer die Marke Allegro heute noch kennen und die Marke Cilo kennen sogar noch mehr Menschen in der Schweiz“. Insbesondere darf man dabei nicht vergessen, dass es in der Schweiz der 70-er Jahre keine Bikes aus den USA oder Asien gab. Es existierten noch keine Mountainbikes oder E-Bikes wie heute, sondern ein schweres Stahlrahmen-Velo war Standard und Rennvelos waren etwas Faszinierendes, das nur wenige coole Typen fuhren. Die Schweizer Marken waren damals angesehen und marktbeherrschend. Die Marktsituation, die wir heute haben, kannte man damals nicht. Dass die beiden Macher aus Zürich diese Marken wieder zum Leben erwecken und ihnen ein Revival ermöglichen, trifft ins Innere jedes Schweizer Patrioten und jedes Schweizer Radnostalgikers, denn das weckt die eigene Geschichte, weckt Erinnerungen an unsere Kindheit, es ist ein Stück Schweizer Radgeschichte und Radvergangenheit. Gerade das neue Vintage-Rennvelo-Modell „Swiss Racer“ von Cilo mit den Schuhschlaufen und den Schalthebeln, die direkt am Unterrohr/Rahmen angebracht sind und die auch zur damaligen Zeit nie wirklich bequem zu bedienen waren, gefällt nicht nur aber ganz besonders jedem Nostalgiker. Es spricht eine ganze Generation an! Die beiden Alex holen ein wichtiges Stück Schweizer Radgeschichte in die Gegenwart zurück!

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Weshalb hat man die legendären Radmarken Cilo & Allegro erworben?
Mit einer einzigen Marke hatten Alex Müller und Alex Faddoul vor über sechs Jahren begonnen, der Marke Saxonette, die sie in die Schweiz importierten. Allein mit einer importierten Marke waren sie jedoch für den einen oder anderen Grosshändler damals zu uninteressant. Zudem wurde die Zusammenarbeit komplizierter und aufwendiger, nachdem die Marke Saxonette an die Chinesen verkauft wurde. Mit dem Ziel, das eigene Portfolio an Marken und Modellen auszubauen, stiess man bei der Recherche auf die Marke Allegro, die in den 80-er Jahren unterging und verkauft wurde und die sie erwerben konnten und prompt erwarben. Und fast im gleichen Atemzug gelang es, die Marke Cilo zu gewinnen, die anno 2002 in Konkurs geriet und vom Markt unrühmlich verschwand. Nun war das Marken-Portfolio wertvoll ausgebaut. Doch so ausnahmslos kühl und rational berechnend, wie die Überlegungen und Handlungen im ersten Augenblick gegen aussen hin scheinen, ist es, glaube ich, gar nicht. Besonders Alex Müller zeigt hier klar Emotionen. Der imposante Zwei- Meter-Mann wirkt gegen aussen manchmal fast ein bisschen steif, doch in seinem Innern lodert viel Leidenschaft und eine herzliche, feinfühlige nostalgische Seele. Das sieht man an seinem sehr einzigartig eingerichteten Büro, in welchem sich neben modernen Büromöbeln auch ein grosser Bosch-Kühlschrank aus den 50er Jahren wiederfindet, Ventilatoren aus den 30-er Jahren, die er gesammelt hat, oder historische Skulpturen aus Afrika. Die Welt und die Geschichte der Menschheit berühren ihn und ganz besonders die Schweizer Geschichte, das spürt man auch deutlich, besonders wenn er über Cilo spricht und daran erinnert, dass Hugo Koblet 1950 auf einem Cilo-Rennvelo den 33. Giro d’Italia gewonnen hatte: „Das waren Volkshelden!“ donnert er raus und haut mit der Faust auf den Tisch, als wollte er sagen, „so etwas darf man doch nicht vergessen!“.

„Rennfahrer wie Hugo Koblet waren Volkshelden!”Alex Müller

Bei allem rationellen Kalkül, das hinter dem Revival der legendären Schweizer Radmarken angeblich steht oder stehen soll, verbirgt sich also auch sehr viel persönliche Leidenschaft für die Schweizer Radgeschichte. Das wird eindeutig, als er im weiteren Verlauf des Gespräches gesteht: „Ja, wir wollen die Geschichte wieder aufleben lassen!“ So etwas berührt.

Was haben Cilo und Allegro zu bieten? Swiss Handmade zu Discount-Preisen
Was nach aussen hin nach Retro ausschaut, ist heutzutage häufig genug auch billig gemacht. Ganz anders ist dies beim Modell Swiss Racer von Cilo und dies überrascht fast ein wenig angesichts seines moderaten Preises. Jeder Rahmen ist ein handgefertigtes Einzelstück, das von Wim Kolbs Rahmenbau in Zürich auf Auftrag gefertigt wird, also keine Massenware aus Asien, sondern Masskonfektion aus der Schweiz. Dabei handelt es sich um einen gemufften Stahlrahmen mit 56% gelötetem Silberlot gepaart mit einer gemufften Surley Stahlgabel und 28″-Reifen. Dabei erlauben die modernen Komponenten eine 20-Gang-Schaltung im Unterschied zu den Modellen der 50-er, 60-er oder 70-er Jahre. Angesichts der Tatsache, dass es sich um handgefertigte Rahmen aus der Schweiz handelt, muss man den Preis von CHF 2’990.00 schon fast als Discountpreis werten. Wer sich auf der Homepage von Cilo, www.cilo-bikes.ch, umschaut findet nebst dem einzigartigen Swiss Racer auch einen Retro Flitzer, zwei Citybikes ebenfalls mit handgefertigten Stahlrahmen von Wim Kolb, aber mit einem modernen Riemenantrieb ausgestattet, 8 Kindervelos und zwei E-Bikes.

Bei Allegro ist man sogar schon deutlich weiter. Mit 10 E-Bike-Modellen in unterschiedlichsten Segmenten (Mountainbike, Citybike, Transportbike, Trekkingbike) bietet man Kunden eine grosse Auswahl an. Ganz besonders gut gefällt dabei die moderne „Invisible“-Linie mit den gut versteckten Akkus, die praktisch unsichtbar sind. Darunter gefällt zum einen das E-MTB im ultramodernen coolen Look oder das wunderschöne Modell „Invisible City“ mit Tiefeinsteiger-Rahmen und den eleganten Farben Bronze, Silber oder Blau. Mit Preisen zwischen rund CHF 2000.00 – 3500.00 ist man klar preisgünstig und spricht automatisch eine sehr breite Zielgruppe an. Erhält-lich sind die Bikes online unter www.allegro-bikes.ch oder bei den Händlern Veloloft in Zürich Kreis 3 (www.veloloft.ch), der auch Cilo verkauft, oder im Coop Bau & Hobby.

Die Zukunft von Cilo und Allegro
Solche bekannte Marken zu übernehmen und wieder auf den Markt zu bringen, bietet nicht nur viel Freude, sondern ist auch mit einem grossen Risiko behaftet, schliesslich verbinden die Kunden gewisse Erwartungen mit den Marken. Hier kann man schnell an Glaubwürdigkeit verlieren. Das alles braucht einen guten Riecher und das nötige Feingefühl, um den Geschmack der Gegenwart mit den Werten, welche die Marken von damals verkörpern, zu verbinden. Genau deshalb gehen sie sehr bedacht vor, halten sich noch bedeckt und posaunen nicht alles raus, was sie planen. Nachdem sie mit Allegro ihre ersten Erfahrungen gemacht haben, wollen sie sich nun mehr Cilo widmen. Die Palette von Cilo soll sorgfältig und nachhaltig ausgebaut werden. „Jede Marke hat eine eigene Zielgruppe“, so Alex Müller, „und die Palette der Marke muss auf die Zielgruppe ausgerichtet werden.“ Cilo war als Rennvelo bekannt, doch der Zeit gemäss müssen nun sportliche E-Bikes auf den Markt. Gemäss Studien sollen in 10 Jahren 50% des Marktes aus Elektrovelos bestehen, diesem Trend müsse man sich anpassen. „Cilo muss E-Bikes bauen, aber sie müssen klassisch, sportlich, dynamisch und qualitativ hochwertig sein. Das braucht Zeit.“

„Cilo muss E-Bikes bauen, aber sie müssen klassisch, sportlich, dynamisch und qualitativ hochwertig sein” Alex Müller

Der weitere Ausbau des Marken-Portfolios
Mit dem Kauf der Marke Simpel 2018 hat die Colag AG nicht nur ihr Portfolio weiter ausgebaut, sondern einen starken, finanzkräftigen Kunden an sich gebunden: Die Schweizer Armee. Die Militärvelos von heute sind Velos von Simpel. Die weiterzuentwickeln und den Unterhalt zu garantieren, ist eine der spannenden Aufgaben, mit denen sich die Colag die nächsten Jahre beschäftigen darf. Zusammen mit der Marke Zenith Bikes umfasst das Portfolio nun stolze fünf Marken, womit die Importeure/Hersteller im Markt ein interessanter Partner für den Grosshandel sind. Die Zusammenarbeit mit den kleinen Detailhändlern ist noch kein Ziel. In einer Zeit, da immer mehr kleine Händler verschwinden, da die Ansprüche der Kunden an Händler immer weiter steigen und der Internethandel ebenfalls stetig zunimmt, ist es fragwürdig, Händler zu bedienen, die einen grossen Margenverlust bedeuten, grosse Lager nach sich ziehen und eine intensive Händlerbetreuung zur Folge haben. Weniger ist den Augen der beiden Macher einfach mehr. Dagegen betreiben sie mit dem „Velo-Loft“ im Zürcher Kreis 3 selbst ein kleines Ladengeschäft, in welchem sie ihr Portfolio anbieten und präsentieren können.

Mit ihrem Modell „Swiss Racer“ von Cilo haben die beiden ins Mark jedes Rad-Nostalgikers und Patrioten getroffen, der die damalige Zeit, die Blütezeit von Cilo, erlebt hat. Das Vintage-Modell gefällt auf Anhieb und sorgt für Aufsehen. Nun kommt die spannende Zeit, die vor den Machern liegt: Wie wird sich die Marke entwickeln und im Markt etablieren? Das weiss niemand, aber ich wünsche den beiden viel Glück und Durchhaltevermögen, denn die Marken verdienen eine würdige Wiederauferstehung. Viel Glück, ihr beiden Alex!

Alex Müller
Alex Faddoul

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