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Transalp, Triathlon und Dolomiten-Welterbe

Im Angesicht des Dolomiten-Welterbes der Palagruppe mit seinen zackigen Felswänden kommen auch Mountainbiker schnell auf Zack. Das etwas versteckte San Martino di Castrozza im Primierotal in Trentino ist unter Kennern längst als Transalp-Highlight bekannt und ist immer wieder Etappenziel von Alpenüberquerungen. Dennoch ist das Revier weniger überlaufen als die Sellaronda und hat von leichten Ausflügen bis zur Grand Tour durch Dolomiti Lagorai für jeden Anspruch rasante Abenteuer zu bieten.

von Henning Heilmann

Schon die Anreise nach San Martino di Castrozza in den Trentiner Dolomiten wird von Etappe zu Etappe reizvoller. Von der Autobahn im geschäftigen Eisacktal zweige ich schon kurz nach Bozen bei Auer ab. Auf der abenteuerlich in den Fels gesprengten Gebirgsstraße über den San-Lugano-Sattel ins Fleimstal („Val di Fiemme“) wird die Szenerie schon deutlich spektakulärer. Ein weiteres Crescendo in Punkto reizvoller Natur erlebe ich gleich nach dem Abzweigen im Wintersportort Predazzo. Durch die urige Landschaft am Rollepass, einem der ältesten Alpenpässe in den Dolomiten, verlässt der Anreisende wieder das Fleimstal und gelangt ins Primierotal. Oben auf dem Rollepass besteht bei schönem Wetter ein toller Blick auf den Cimon della Pala (3’184 Meter), welcher auch das „Matterhorn der Dolomiten“ genannt wird. San Martino di Castrozza liegt schon auf der anderen Seite des Passes, wo ich am späten Nachmittag herzlich empfangen werde.

Tags drauf präsentieren sich schon beim Tritt aus der Hoteltüre Sass Maor und Cima della Madonna in aller Pracht – ein Eldorado für Bergsteiger und Sportkletterer. Aber ebenso wird ja hier ein Biker-Paradies versprochen, also entdecken wir das Terrain! Zum morgendlichen Warmkuberln begleiten mich Nadia, Stefano und Manuel auf einem historischen Bergwerksweg mit nur mäßiger Steigung von Fiera di Primiero zum Passo Gobbera. Toll, wenn man so leicht an Höhe gewinnen kann. Der einzige, der noch nicht mitspielt, ist der Wettergott, es hat sich Regen eingestellt. Aber es ist ja auch erst Mitte Mai. Stefano kennt einen schönen Downhill-Pfad hinab ins Primierotal. „Rischiamo?“ fragt er, ob wir es riskieren sollen. Na klar. Auf ein paar regennassen Pflastersteinen und Wurzelhölzern ist die Traktion nicht die tollste. Aber schließlich sind wir ja zum Mountainbiken hier. Im Wald wird es schon ganz schön steil mit engen Kurven. Stefano nimmt die Abfahrt als erster. Ich schiebe zunächst, und schwinge mich dann doch wieder in den Sattel. Man wächst mit den Aufgaben. Auf der Rückfahrt passieren wir das schmucke Mezzano, wo in Brennholz-Stapeln Kunstwerke integriert wurden und vorbeifahrende Radler aufmerksam machen.

Transalp und Triathlon
2011, 2013, 2015: Fast schon regelmäßig ist San Martino di Castrozza Etappenziel der Bike Transalp, einem Mountainbike-Etappenrennen über die Alpen. Und dies natürlich auch deshalb, weil die Region am Rolle Pass für Biker außergewöhnlich viel zu bieten hat: Mit den Dolomiti Smart Bike Hotels hervorragend eingerichtete Hotels, für Downhiller der Bikepark in San Martino (sanmartinobikearena.com) mit Gondelbahn, Stegen, Parabolkurven, Schanzen, Enduro-Trasse, Bike-Shuttle und vielerlei mehr, nimmt man die gesamte Region Dolomit Lagorai etwa 1’100 Kilometer MTB-Routen, dazu noch das traumhafte Panorama der Pala di San Martino.

Im Juli 2015 machte wieder eine Transalp an den Gardasee in San Martino Station, wo sich ein paar Sportverrückte auch eine neue Art Triathlon ausgedacht haben, die am 5. Juli zum zweiten Mal unter dem Motto „primiero-ex3me“ stattfand: Dabei wurden MTB Uphill, MTB Downhill durch die Bike Arena und ein Berglauf Up- und Downhill nach Colverde auf über 2’200 Metern Meeres-höhe verknüpft. Auch Massimo Deber-tolis, MTB-Weltmeister von 2004, nahm schon daran teil, der hier in Primiero zu Füßen von Sass Maor und Cima della Madonna geboren wurde und in dieser absolut reizvollen Umgebung tagtäglich auf anspruchsvollen Trails trainiert.

Für Einsteiger & Profis
MTB-Touren rund um San Martino di Castrozza sowie im Primiero- und Vanoital sind äußerst vielfältig. Einsteiger finden im Primierotal und im Val Canali leichtere Touren, die Mehrzahl der Touren sind allerdings rot und manche sogar schwarz kategorisiert. Einige der Touren in der Mountainbikekarte, welche auch über Verhaltensregeln für Biker informiert, warten mit Anstiegen von über 1’500 Höhenmetern auf. Mit Bus oder Bike-Shuttle lassen sich aber viele Touren abkürzen. Vom Güterweg bis zu flowigen Trails und technisch schwierigen Steilpassagen mit Sprüngen lässt sich alles erleben, was das Bikerherz begehrt. Auf der Webseite von San Martino di Castrozza (www.sanmartino.com) kann man GPS-Datentracks und MTB-Touren kostenlos downloaden.

Berühmte Berge
Außerhalb der Saison kann es schon einmal passieren, dass etwas Schnee am Passo Rolle fällt. Der Transferdienst fährt uns dennoch den Pass hinauf, da frühmorgens noch die Sonne schien und sich das Wetter ja schnell ändern kann. Auf 1989 Metern starten wir zu einer atemberaubenden Tour, die zu Recht zu den schönsten in den Dolomiten zählt und sich „Tour der berühmten Berge“ nennt. Zunächst erklimmen wir einige weitere Höhenmeter, bis wir auf 2’200 Metern Meereshöhe die aussichtsreiche Almhütte Baita Segantini erreichen (nicht zu verwechseln übrigens mit der Segantinihütte im Oberengadin). Bei wolkenlosem Himmel kann man hier die Felswände der Palagruppe (Pale di San Martino) in ihrer ganzen Pracht bewundern – eines der atemberaubendsten Gebirge in den Dolomiten und erst vor kurzem ins UNESCO Welterbe der Dolomiten aufgenommen.

Durch das großartige Val Venegia fahren wir im Naturpark Paneveggio – Pale di San Martino, begleitet vom Murmeltierpfeifen, in weiten Schleifen hinab nach Paneveggio. Hier lohnt sich ein Besuch des zauberhaften Geigenwalds, dessen Haselfichten schon früh für den Geigenbau entdeckt wurden, darunter auch von Antonio Stradivari. Hier holt uns der Bike Shuttle ab, sonst stünde noch ein Anstieg zurück zum Passo Rolle an. Unser Begleiter heißt Maurizio Paladin, der mit seiner Familie das Hotel Paladin, ein äußerst sympathisches Bike Hotel in San Mar-tino di Castrozza, leitet. Als Biologe kennt er sich in der Pflanzenwelt der Gebirge aus und bringt Mountainbikern nicht nur Tricks auf dem Bike, sondern auch Respekt vor der Natur näher. Die „Tour der berühmten Berge“ wird in der Regel in umgekehrter Richtung gefahren, mit Start im Val Venegia. Wenn sich hier im Sonnenschein die Palagruppe wie im 180-Grad-Kino präsentiert, weiß man, warum viele das Val Venegia als das schönste Dolomitental bezeichnen.

Tosella und Teroldego
Auf Touren über Pässe, Stock und Stein wachsen mit gesammelten Höhenmetern der Hunger und der Appetit auf kulinarische Köstlichkeiten aus der Region. Die Gebirgsküche im Trentino ist durch einfache, schmackhafte Gerichte geprägt. Ein typisches Beispiel ist der Tosella, ein Frischkäse, welcher auf Almen in gebackener Form mit Polenta serviert wird. Dazu mundet Teroldego, ein kräftiger Rotwein aus der Region. Während Restaurants in der Regel mehrgängige Menus servieren, gibt es auch gute Pizzerien sowie das hausgebraute Dolomitenbier „Bionoc“ aus Mezzano. Zum Abschluss wird, gerade auf den Almen, gerne Zirbenschnaps serviert.

Sechs Tage auf Grand Tour
Die Krönung für anspruchsvolle Biker ist die Grand Tour Dolomiti Lagorai. Die Grand Tour ist eine Sechs- (oder Vier-) Tages-Mountainbikestrecke, die durch die gesamte Region Dolomiti Lagorai einschließlich Valsugana, Val di Fiemme, Val di Fassa sowie San Martino di Castrozza, Primiero und Vanoi führt und zwei Naturparks, zum einen den des Monte Corno im Westen und den Naturpark Paneveggio Pale di San Martino im Osten, durchquert. Die Strecke lädt dazu ein, imposante Territorien zu erkunden, die bis auf 2000 Meter reichen und zwischen den wilden Berggipfeln der Bergkette Lagorai und den Dolomiten des Latemar, des Rosengartens, der Sellagruppe und der Pale di San Martino liegen. Die Grand Tour kann circa sechs Monate im Jahr in beide Richtungen zurückgelegt werden, sie ist zwischen 320 und 353 km lang, mit mindestens 8’790 bis 10’470 Höhenmetern. Im Sommer kann man die Liftanlagen, die von Mitte Juni bis Mitte September in Betrieb sind, benutzen und auf diese Weise ein wenig vom Höhenunterschied gutmachen. Am Levico- und Caldonazzosee laden dabei die einzigen zwei Strände der Welt mit Blick auf die Dolomiten zur Erfrischung ein.

Exklusiv, aber günstig
Mountainbiker finden in allen vier Gebieten der Dolomiti Lagorai Bike Region vorbildlich ausgestattete Hotels, Bed & Breakfasts sowie Hütten vor, die als „Dolomiti Lagorai Bike“ Unterkünfte zahlreiche festgelegte Kriterien erfüllen müssen. Dazu zählen ein abschließbarer, überdachter Stellplatz für die Räder, Fahrradständer oder Wandhaken, Platz zur Fahrradreinigung mit Wasserpumpe oder Dampfreiniger, Werkzeugkasten, Wäscheservice oder Waschmaschine für professionelle Bekleidung (hierfür können Gebühren anfallen), Bike Corner mit Informationen über die Bike-Routen der Umgebung und im gesamten Trentino, Routenberatung und mehr. Viele „Dolomiti Lagorai Bike“ Unterkünfte haben zudem einen hoteleigenen Shuttle-Service, sowie einen Bike-Trainer im Hotel und packen gerne Lunchpakete für die Tour. Eine besondere Empfehlung ist das Rifugio Cal-tena, welches auf 1’250 Metern über dem Primierotal liegt und mit romantischen Wochenenden und exklusiven Suiten lockt. Ebenso zu empfehlen sind das Hotel Paladin in San Martino di Castrozza (3 Sterne Superior), das Hotel Garni Paradisi in Mezzano (4 Sterne Superior) sowie auch das Hotel Castel Pietra in Transacqua (3 Sterne), die spezielle Pauschalangebote bieten.

San Martino di Castrozza

Anreise
Per Auto von Zürich erreicht man San Martino di Castrozza über A22 vom Brenner Richtung Modena/Verona, Ausfahrt Neumarkt-Auer (BZ). Von hier auf SS48 (Richtung Val di Fiemme) bis Predazzo, dann auf SS50 Richtung Passo Rolle, San Martino di Castrozza und Fiera di Primiero. Auer – San Martino ca. 85 km.

Charakteristik
San Martino di Catrozza, Primiero und Vanoi ist eines von vier Regionen der Mountainbikeregion Dolomiti Lagorai im nordöstlichen Trentino. Bekannt ist die Region vor allem durch den Passo Rolle, eine beliebte Transalp-Etappe.

Beste Reisezeit
Mitte April -Ende Oktober

Bike-Touren
„Tour der berühmten Berge“ (234) Val Venegia – Segantini Hütte
22,3 km Länge, 883 Höhenmeter, Höhe: min. 1’530 m, max. 2’182 m

„Von Hütte zu Hütte“ (261) In den Wäldern des Primiero
38,5 km Länge, 1’659 Höhenmeter Höhe min. 560 m, max. 1’388 m

Unterkünfte
Empfehlenswerte „Dolomiti Lagorai Bike Hotels“
Rifugio Caltena, Transacqua
www.rifugiocaltena.it

Dolomiti Lagorai Bike Hotels
www.dolomitilagoraibike.it

Adressen
ApT San Martino di Castrozza, Passo Rolle, Primiero e Vanoi
Tel. +39 0439 768667
www.sanmartino.com

Mountainbikeregion Dolomiti Lagorai Bike
www.dolomitilagoraibike.it

Events in der Region Dolomiti Lagorai Bike

Bike Transalp 2015
23./24. Juli 2015
5. Etappe mit Ziel in San Martino die Castrozza und die 6. Etappe mit Start von San Martino di Castrozza nach Levico Terme
www.sanmartino.com/DE/transalp/

La Vecia Ferovia de la Val di Fiemme
Von Auer bis Predazzo – 02.08.2015
Die Strecke verläuft auf der alten Eisenbahntrasse des Fleimstaler Bummelzuges. Das beliebte, aber kräfteraubende Rennen (38.5 km, davon 30 im Anstieg) mit über 1000 Teilnehmern wird dieses Jahr zum 10. Mal veranstaltet. Startschuss ist um 9.30 Uhr in Auer und Zieleinlauf in Molina di Fiemme-Piazzol
www.visitfiemme.it

Val di Fassa Bike
Moena – 13.09.2015
Leidenschaftliche Mountainbiker treffen sich am 13. September in Moena, wo die 8. Ausgabe des Val di Fassa Bike stattfindet, welcher von Val di Fassa Events A.s.d. organisiert wird. In rund zwei Rennen wird die Belastbarkeit und die Kondition der Mountainbiker auf harte Probe gestellt: Die Version Classic verläuft über eine Strecke von 45 km mit einem Höhenunterschied von 1’756 m; bei der Marathon Strecke legen die Teilnehmer 68 km und einen Höhenunterschied von rund 2’960 m zurück. Das Rennen ist nicht nur Etappe des Trek Zero Wind, sondern auch Teil der World Series, dem Weltcup im MTB Marathon.
www.fassa.com

3TBIKE
Telve Valsugana – 04.10.2015
Das Fahrradrennen führt durch die Lagorai Bergkette und zwar Telve, Telve di Sopra, Torcegno und Carzano. Die Strecke führt entlang einzigartiger Dörfer, bezaubernder Landschaften und historischer Straßen.
www.3tbike.it

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