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Importeur Platts schliesst seine Tore

Als ich Dietmar Faes anrufe, sitzt er gerade bei den Rechnungen, deren Überweisung er  vornimmt. Es geht im gut, er klingt entspannt, der Grund für meinen Anruf ist die schrittweise Niederlegung seines Importgeschäftes.

Über 30 Jahre lang hat Dietmar Faes Sportartikel in die Schweiz importiert und aus der Region Biel heraus damit Sportfachgeschäfte und den Fahrrad-Fachhandel in der ganzen Schweiz beliefert. Nun mag er nicht mehr. Das ist schade, denn Dietmar Faes gehört zu den wenigen „Menschen“ in der Branche, die immer ein offenes Ohr für ihren Nächsten haben. Der Mietvertrag endet am 31.07.2018, bis dahin wird alles runtergefahren, die verschiedenen Marken wurden mitunter von anderen Importeuren übernommen. Ich wollte wissen, was ihn zu diesem Schritt veranlasst hat. Er antwortet darauf:

„Das Geschäft rentiert einfach nicht mehr!“

Was ich als Importeur mache, ist nicht mehr zeitgemäss. Der Internet-Handel steigt stetig an und das drückt auf die Preise und macht unsere Margen als Importeur immer kleiner, die Kosten im Gegensatz dazu bleiben immer gleich hoch. Aus Europa heraus werden Kunden in der Schweiz mit günstigen Zentrallagern und Kurieren beliefert, das erhöht laufend den Druck im Markt. Die Branche befindet sich in einem Strukturwandel, der noch nicht abgeschlossen ist. Ich bin nach 30 Jahren müde, ich mag nicht mehr mit Kunden über Garantie-Leistungen diskutieren, die ihre Waren im Ausland gekauft haben, aber von uns als Importeur kostenlose Garantiearbeiten einfordern wollen, die uns nichts bringen, sondern nur Kosten verursachen, oder Diskussionen mit jungen Product Managern über ihre Produkte führen. Auch bei den Partnern gibt es starke Veränderungen, die den Importeur fordern. Eddie Merckx Räder haben 2017 einen Millionenverlust eingefahren, Selle San Marco wurde verkauft und bei Northwave ist ein völlig neues Management am Ruder. Das macht die Zusammenarbeit auch nicht einfacher. Und auch bei Orbea fragt sich, wann sie den Import in die Schweiz ohne Schweizer Importeur organisieren werden.“

Die Bilanz, die Faes zieht ist ernüchternd, aber die Realität des Marktes. Doch Dietmar Faes wird nicht arbeitslos, schliesslich hat er als Präsident des FC Biel eine tolle Aufgabe, die ihn ausfüllt, und dann ist er auch in Immobilien in der Region investiert. Gerade hat er ein Eventlokal an Land gezogen, das viel verspricht. Langweilig wird es dem erfahrenen Unternehmer also auf keinen Fall, aber er will seine Energie nun in neue Projekte stecken. „Mir ist wichtig, dass alle Rechnungen von uns bezahlt wurden und wir die Firma ohne Schaden für andere inaktiv werden lassen.“ Eine Rückkehr ist eher unwahrscheinlich, aber er antwortet auf die diesbezügliche Frage mit „Sag niemals nie“. Sein Abschied aus der Branche ist für manchen Zeitgenossen bedauernswert. Ich kann Dietmar Faes an dieser Stelle nur alle Gute wünschen, Sorgen braucht man, sich bei ihm keine zu machen, mit seinem Lebenshumor wird er Neues anstossen und in die Tat umsetzen.

Ist der Schweizer Importeur ein Auslaufmodell?
Ist die Sache mit Platts ein Einzelfall oder ein Modell, das bald andere Importeure treffen wird? Ist der Schweizer Importeur als Geschäftsmodell ein Auslaufmodell? Schon vor zwei Jahren habe ich Philippe Egli und Didi Schweighauser von Catrade gefragt, ob es einen nationalen Distributor noch in der Zukunft braucht. Sie selbst haben erst kürzlich erleben müssen, dass eine wichtige Marke aus ihrem Portfolio den Import selbst organisieren will. Das Geschäft des Handels und Imports insbesondere von Sportartikeln ist deutlich härter geworden. Die Aussichten sind aktuell nicht unbedingt rosig, auch wenn sich der tief gefallene Eurokurs in den vergangenen 1-1.5 Jahren wieder etwas gefangen hat und diesbezüglich den europäischen Wettbewerbsdruck etwas mindert.

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